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Salto rückwärts von der
Straße auf die Bahn

Weltmeister Robert Bartko bei »50 Jahre Sennestadt«

Bielefeld (WB/jm). »Ich kann mich gar nicht zurückerinnern, wann wir in Bielefeld zum letzten Mal ein Dernyrennen hatten«, zieht Christian Dippel seine Stirn nachdenklich in Falten. Und dann gleich noch eine Abendveranstaltung mit weltmeisterlichem Glanz.

Wenn am Freitag, 10. Juni, das Jubiläum »50 Jahre Sennestadt« auf der Elbeallee sportlich begangen wird, ist Robert Bartko das Zugpferd. Der Werbegemeinschaft Sennestadt und dem Ausrichter RC Zugvogel ist es gelungen, den Doppel-Olympiasieger von Sydney und amtierenden Weltmeister in der 4000 Meter-Einerverfolgung für das Dernyrennen zu verpflichten. Für den 29-Jährigen vom RSV »Werner Otto« Berlin war es in Los Angeles nach 1999 (Berlin) der zweite WM-Triumph.
»Bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking gilt meine Konzentration einzig dem Bahnfahren. Ich will möglichst noch einmal an meine früheren Erfolge anknüpfen«, sagt der gebürtige Potsdamer. In den ersten beiden Jahren nach seinen Olympiasiegen 2000 hatte Bartko sein Glück auf der Straße beim Team Telekom gesucht. Als Profi des niederländischen Teams Rabobank kehrte er auf die Bahn zurück, fuhr aber weiterhin auch Straßenrennen. Doch weder auf der Straße noch auf der Bahn sprangen die erträumten Erfolge heraus.
Als Robert Bartko bei den Olympischen Spielen in Athen nur zwei vierte Plätze belegte, hatte er von dem »Doppelleben« die Nase voll und löste seinen Vertrag bei Rabobank vorzeitig. »Ich hatte mich verzettelt. Sich einer Sache zu widmen macht den Kopf frei, um wieder ganz vorn mitzufahren«, sieht sich der frühere Feldwebel Bartko seinen Salto rückwärts im Nachhinein bestätigt.
Zusammen mit dem erfahrenen Pedaleur Andreas Beikirch gewann er bei seiner Rückkehr auf die Bahn die 41. Bremer Sixdays. Für sein vorbildliches Verhalten bei den Sixdays in Berlin wurde der Radprofi mit der Fair-Play-Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft ausgezeichnet.
Den 10. Juni sollten sich Radsportfreunde also dick ankreuzen. In Sennestadt hängen sich zehn Fahrer an die von Schrittmachern geführten stabilen Fahrräder mit starrer Übersetzung, Zweitakter bis 100 ccm. Geplant sind zwei Läufe à 20 und 25 Minuten. Als weitere namhafte Asse konnten der letzte Steher-Weltmeister Carsten Podlesch und Profi Jan Richter gewonnen werden. Mit Jan-Erik Schwarzer (Teutoburg Brackwede), Stefan Wittwer (RC Zugvogel) sowie Dominik Klemme und Tobias Müller mischen zudem talentierte heimische Fahrer mit. Im Rahmenprogramm (ab 19.30 Uhr) sind weitere Rennen für U 17, B- und C-Amateure vorgesehen.
Der Star ist freilich Bartko, den Schrittmacher-Routinier Christian Dippel von diversen Sechs-Tage-Veranstaltungen kennt. »In Berlin fahren wir jedes Jahr zusammen«. 2005 siegte die Paarung aus Bielefeld und Potsdam in der Derny-Gesamtwertung.
Augenblicklich füllt Christian Dippel und sein Team aber ein weiterer Höhepunkt aus: Für die NRW-Straßenmeisterschaften in Bielefeld sind bereits mehr als 430 Meldungen eingegangen. »Und da kommt noch mehr. Erst am 30. April ist Meldeschluss«, stellt sich Dippel auf eine »Mammutveranstaltung« ein. Die bewährte 5,4 Kilometer lange Strecke führt über Jagdweg (Start/Ziel), Lipper Hellweg und Seelhausenstraße.
Auf der Radrennbahn ist für dieses Jahr noch kein Steher-Rennen fest terminiert. »Aber es ist klar, dass bei uns der Deutschland-Cup stattfinden wird. Wir wollen den Nachwuchs verstärkt fördern«, sagt der Zugvogel-Chef.

Artikel vom 22.04.2005