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»Kaufkraft von
Radlern wird
unterschätzt«

Diskussion um Hauptstraße hält an

Brackwede (WB/gge). Der Brackweder Bezirksvertreter Karl-Ernst Stille (Bündnis 90/Die Grünen) hält an seinem Vorschlag fest, die Autos aus der Hauptstraße zu verbannen. Die Reaktion des Vorsitzenden der Werbe- und Interessengemeinschaft (WIG), Frank Becker (»völliger Schwachsinn«), weist er in einer erneuten Stellungnahme zurück.
Karl-Ernst Stille, Mitglied der Bezirksvertretung.Foto: Gerhard Hülsegge

»Ich fühle mich als Fußgänger auf der Brackweder Hauptstraße nicht besonders wohl, schlicht weil dort zu viele Autos fahren, die dort nicht hingehören. Die bisherigen Lösungsversuche, den Verkehr zu zivilisieren, zum Beispiel den Durchgangsverkehr zu unterbinden, sind gescheitert, die Überquerungsampeln erfüllen nur selten ihren Zweck«, erklärt Stille.
Es müsse, wenn man über die Zukunft der Hauptstraße spreche, um das Thema Aufenthaltsqualität gehen. »Nur einkaufen kann ich oftmals genau so gut im Supermarkt am Stadtrand, dort allerdings weitgehend ohne fachliche Beratung«, meint der Politiker. Wenn es gelänge, den City-Charakter der Hauptstraße durch die Attraktivität einer Fußgängerzone noch stärker zu betonen, würden noch mehr Brackweder hier einkaufen und flanieren und verweilen und so das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.
Stille wörtlich: »Die Hauptstraße ist nicht das klassische Nebenzentrum, das seine Attraktivität durch Parkplätze vor den Geschäften erhält. Das ist vielleicht in Quelle, Ummeln oder Brock der Fall. Es gibt in großer Zahl Parkplätze hinter den Ladengeschäften, die die autofahrende Kundschaft entweder kennt oder auf die sie hingewiesen werden sollte. Die kleine Gruppe derjenigen, die mit dem Auto vor die Tür fährt, würde in Zukunft woanders parken. Einige werden woanders einkaufen, dafür kommen Neue, die sich angezogen fühlen. Natürlich soll die Belieferung der Ladengeschäfte weiterhin von der Straße aus erfolgen, dies geschieht so in allen Fußgängerzonen.«
Sich weitgehend auf eine kleine Minderheit der Autofahrer zu konzentrieren, verstelle möglicherweise auch den Blick darauf, dass die Kaufkraft von Fahrradfahrern, Fußgängern und Fahrgästen von Bus und Bahn erheblich sei, da diese Personengruppen oft kein teures Auto unterhalten müssten. Die Fahrradabstellanlagen in der Hauptstraße und einigen Nebenstraßen, machten auf ihn (Stille) einen ziemlich vernachlässigten Eindruck. Man müsse schon etwas mehr für die Kundschaft tun.
»Es wird vermutlich auf die Dauer nicht erfolgreich sein, immer nur auf die Erhaltung von klassischen Ladengeschäften zu setzen, obwohl das wichtig ist, und alle politischen Parteien darauf achten, Kaufkraftabzug an den Stadtrand zu vermeiden«, so der Kommunalpolitiker. Es bedarf seiner Ansicht nach eines Förderkonzeptes für die Gastronomie inklusive neuer und verbesserter Möglichkeiten, die Randbereiche der Straße durch Tische und Stühle zu nutzen.
Der Sprecher der Kaufmannschaft (WIG) spricht laut Stille sicher im Namen vieler Kaufleute, nicht aber im Namen aller. »Ich kenne nämlich mehrere, die sich die Autos wegwünschen und stattdessen gern mehr Tische und Stühle in der Hauptstraße sähen«, argumentiert der Grüne. Vielleicht würde eine Kundenbefragung mehr Klarheit bringen über die Frage, wie die Kundschaft die Aufenthaltsqualität in der Hauptstraße wirklich beurteilt.

Artikel vom 21.04.2005