23.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Wir haben ein gutes Auto«

Formel 1 in Imola: Michael Schumacher mit den ersten Runden zufrieden

Imola (dpa). Michael Schumacher ist auch vor dem Europa-Debüt der Formel 1 noch nicht richtig in Schwung gekommen. Zum Auftakt des Ferrari-Heim-Grand-Prix blieb der siebenmalige Weltmeister im Training nicht nur 1,541 Sekunden hinter dem Schnellsten Pedro de la Rosa zurück, auch WM-Spitzenreiter Fernando Alonso ließ den Deutschen hinter sich.

»Wir sind ganz gut sortiert«, sagte Schumacher in Imola dennoch entspannt und zufrieden. Der 36-Jährige hofft weiter auf die Wende im Titelkampf: »Es geht ziemlich eng zu.«
Vor gähnend leeren Tribünen im »Autodromo Enzo e Dino Ferrari« spulte Schumacher ungewöhnlich viele Runden ab. »Wir sind in Bahrain nicht so viele Kilometer gefahren«, begründete er sein Mammutprogramm. »Wir haben ein gutes Auto und ein gutes Paket.« Schumacher schloss den ersten Durchgang als Vierter, den zweiten sogar nur als Sechster ab. »Ferrari ist Favorit«, schätzte der spanische Renault-Pilot Alonso den Titelverteidiger sehr hoch ein.
Ganz vorne landete jeweils de la Rosa, der mit 1:20,484 die Tagesbestzeit aufstellte. Der Spanier kam als Testfahrer im dritten McLaren-Mercedes jedoch nur am Freitag zum Einsatz. Aber auch Stammpilot Kimi Raikkönen (Finnland/Dritter) und Alexander Wurz, der in Italien an Stelle von de la Rosa den noch verletzten Juan Pablo Montoya (Kolumbien) vertrittt, überzeugten. »Ein guter Auftakt, aber kein Grund, davon auf das Rennen zu schließen«, meinte Sportchef Norbert Haug.
Das BMW-Williams-Duo Nick Heidfeld und Mark Webber (Australien) landete im Mittelfeld. Der Mönchengladbacher (8. und 14.) war mit einem neuen Motor unterwegs und wegen einer Nackenzerrung leicht gehandicapt. Ralf Schumacher (Kerpen/19. und 15.) blieb hinter den eigenen Erwartungen zurück. Der Toyota-Pilot, der seit seinem ersten Grand-Prix-Sieg auf dem 4,933 km langen Kurs 2001 hier immer in die Punkte fuhr, träumt dennoch von seinem ersten Podiumsplatz im neuen Team.
Vor dem vierten Saison-Grand-Prix am Sonntag (Start: 14.00 Uhr/RTL/Premiere) liegt der zweimalige Sieger Alonso in der Fahrer-WM mit 26 Punkten klar an der Spitze vor dem Italiener Jarno Trulli (Toyota/16) und seinem Renault-Teamkollegen Giancarlo Fisichella (Italien/10). Michael Schumacher (2) ist abgeschlagen 14. und muss unbedingt Boden gutmachen, um im Titelrennen nicht aussichtslos zurückzufallen.
Der letztjährige Williams-BMW-Pilot Ralf Schumacher sieht sich derweil dank des rasanten Aufschwungs bei Toyota voll bestätigt. »Ich war von vornherein der Meinung, dass unser Auto konkurrenzfähig ist. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass wir schon so früh aufs Podest fahren«, sagte er. »Der Aufstieg ging extrem schnell.« Für Schumacher läuft somit alles wunschgemäß - bis auf eine Tatsache: Teamkollege Trulli stellte ihn bislang mit zwei zweiten Plätzen in den Schatten. Sein aktueller »Nr. 2-Status« beunruhigt ihn noch nicht. »Ich kann damit leben«, versicherte er.
Der unerwartet schnelle sportliche Höhenflug ist für Ralf Schumacher auch eine persönliche Genugtuung. Immer mehr verstummen Kritiker, die dem sechsmaligen Grand-Prix-Sieger bei seinem Wechsel in erster Linie finanzielle Interessen unterstellten. Angeblich soll er bei Toyota 17 Millionen Dollar jährlich erhalten.

Artikel vom 23.04.2005