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Klitschko kämpft
um seinen Ruf

Dortmunder Duell gegen Castillo

Dortmund (dpa). Wladimir Klitschko ist zurück. Gut ein Jahr und fünf Monate nach seinem letzten Ringauftritt in Deutschland will der einstige »Sonnyboy« des Profi-Boxens am Samstagabend (22.40/ARD) in Dortmund gegen den Exil-Kubaner Eliseo Castillo seinen ramponierten sportlichen Ruf aufpolieren.

»Ich weiß, dass viele an mir zweifeln. Aber ich bin fit. Ich hoffe, dass es ein erster Schritt in eine bessere Zukunft wird«, meinte der 29 Jahre alte Ukrainer vor dem Duell und träumt schon wieder von einem WM-Kampf.
Noch vor gut zwei Jahren hatte der jüngere der beiden boxenden Klitschko-Brüder nie daran gedacht, sich noch einmal hintenan stellen zu müssen. Für den gefeierten WBO-Weltmeister war das Tor nach Amerika weit geöffnet. Dann aber kam Corries Sanders (Südafrika) und mit ihm der schmachvolle K.o. in Runde zwei am 8. März 2003 in Hannover.
Selbst den nahm man dem Strahlemann in der Szene noch nicht besonders übel. Erst als Wladimir am 10. April 2004 in Las Vegas beim Versuch, den vakanten WBO-WM-Titel gegen Lamon Brewster (USA) zurückzuholen, nach vier Runden schwer geschlagen in seine Ecke krabbelte, schien das Karriere-Ende besiegelt zu sein. »Jetzt weiß jeder, wie er zu schlagen ist. Er sollte konsequent sein und aufhören«, riet Roy Jones, zu jenem Zeitpunkt noch der anerkannt beste Boxer der Welt.
Klitschko hielt sich nicht daran (»Mit so einem Kampf kann ich mich nicht verabschieden«) und stand wieder auf. Mühselig zwar, aber der K.o. gegen DaVarryl Williamson brachte im Herbst ein wenig Selbstvertrauen zurück. Eine nach Angaben seines neuen Trainers Emanuel Steward äußerst intensive Vorbereitung soll den 1,99 Meter großen Modellathleten für seinen 47. Profikampf (43 Siege) nun für Castillo bereit gemacht haben: »Wladimir hat über 100 Sparringsrunden hinter sich, so viele wie noch nie in seinem Leben. Er ist mental und körperlich fit.«
Gleiches hatte die Trainerlegende aus den Staaten auch vor Jahresfrist versichert. Am Ende aber musste Bruder Vitali seinen geschlagenen Bruder »einsammeln«. Das kann diesmal nicht passieren, aber nicht, weil Wladimir mittlerweile dagegen gefeit wäre. WBA-Weltmeister Vitali hat sich in dieser Woche in den USA einer Rückenoperation unterzogen und kann den neuerlichen Rehabiltierungsversuch seines Bruders nur aus der Ferne verfolgen.
Aber auch dafür hat Wladimir, der in jüngster Vergangenheit mehr verbal als sportlich von sich reden gemacht hatte, eine passende Antwort parat. »Vitali ist nur physisch abwesend, im Geiste ist er immer bei mir«, verkündete er beinahe mystisch. Hoffentlich ist im Kopf des promovierten Boxers auch noch Platz für ein paar Gedanken an Castillo, denn der hat seinen beinahe makellosen Kampfrekord von 18 Siegen (14 k.o.) aus 19 Kämpfen gewiss nicht im Schlaf geschenkt bekommen.

Artikel vom 23.04.2005