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Von Tempeln und Palästen
Wo Tourismus noch ein Fremdwort ist: Laos bietet reizvolle Ziele
Vientiane zählt wohl zu den verschlafensten Hauptstädten der Welt. Die Regierungsgebäude des südostasiatischen Staates Laos erinnern an bescheidene französische Provinzrathäuser.
Die koloniale Vergangenheit hat aber einen Vorteil: Viele Laoten verstehen französisch. Das macht die Kommunikation einfach. Und die Orientierung ist ohnehin kein Problem. Zur goldenen Pagode That Luang findet jeder Tuktuk-Fahrer, vom Triumphbogen zum Markt und zu den zentralen Tempeln geht man am besten zu Fuß.
Abends steht Genuss am Mekong auf dem Programm. Träge wälzen sich die braunen Fluten am Stadtrand entlang. Auf Stelzen gebaute Restaurants laden ein, die Köstlichkeiten der regionalen Küche zu probieren. Der Blick geht hinüber nach Thailand, denn der Mekong ist Grenzfluss.
Eine Reise nach Laos sollte aber mehr beinhalten als nur den Besuch der Hauptstadt. Zwar gilt eine Reise mit den Fliegern der Lao Aviation als Risiko, aber auch die Schnellboote auf dem Mekong gelten als unfallgefährdet. Und mit dem Überlandbus sollte man auch nicht reisen, folgt man den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes. Angesichts dessen scheint das Flugzeug dann doch das geringste Risiko zu sein.
Also auf in Richtung Norden, wo die ehemalige Hauptstadt Luang Prabang mit ihren Palästen und Tempeln lockt. Zum Weltkulturerbe erklärt, hat sich in dem verschlafenen Provinznest einiges getan. Die Hauptstraße durch den Ort hat man zur Fußgängerzone erklärt, damit die Besucher ungestört die Atmosphäre genießen und zwischen den Tempeln lustwandeln können. Von den Bergen aus hat man eine wunderbare Aussicht auf das Mekong-Tal. Bis in den späten Vormittag liegt das Tal von Luang Prabang stets im Nebel - und abends sorgt der Dunst im Schein der untergehenden Sonne für ein faszinierend orangefarbenes Licht, welches mit der Farbe der Mönchsroben wetteifert.
Mit Booten kann man den Mekong flussaufwärts fahren und Höhlen besuchen, in denen Gläubige Tausende von Buddha-Statuen aufgestellt haben. Wer am Fluss entlang wandert, stößt auf Dörfer, in denen Tourismus noch weitgehend ein Fremdwort ist und wo die Bewohner neugierig zusammenströmen, um Fremde zu bestaunen.
In der südlaotischen Provinz Xekong ist vor kurzem der Grenzübergang Dot-Ta Vang für den internationalen Tourismus nach Vietnam geöffnet worden. Das soll dazu beitragen, den Tourismus in diesem abgelegenen Winkel Südostasiens zu fördern. Außerdem soll die Stadt später als eine wichtige Zwischenstation für den Ost-West-Korridor von Myanmar über Thailand und Laos bis nach Vietnam ausgebaut werden. Mit der Fertigstellung ist Anfang 2006 zu rechnen.
Die nur 20 000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt Xekong liegt an den Ausläufern des Bolaven-Plateaus und wird vom Xekong - mit 320 Kilometern der sechstlängste Fluss des Landes - begrenzt. Bisher nur ein schmuckloses Verwaltungszentrum, könnte der Ort künftig als Ausgangspunkt für Touren in das dicht bewaldete Hinterland dienen.
Wichtiger ist aber die geographische Bedeutung für Touristen, die nach Vietnam reisen wollen. Denn von der Grenze ist es nicht weit bis nach Da Nang, das nicht nur wunderschöne Strände zu bieten hat, sondern auch mehrere, in der Nähe gelegene Stätten des Weltkulturerbes. Dazu zählen der mittelalterliche Hafenort Hoi An, die mystische Cham-Residenz My Son oder die ehemalige Kaiserstadt Hue und natürlich der stets umnebelte, legendäre Wolken-Pass. Thomas Albertsen

Artikel vom 23.04.2005