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Frank Rost - der Elfmeter-Mann

Kapitän spielt den Steuermann: Schalke-Schiff im Berliner Pokalfinale

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Ist das ein Klasse-Kapitän. Hinten hält er die »Schotten« gleich dreifach dicht. Dann trifft er auch aus elf Metern und steuert das Schalker Fußball-Schiff volle Kraft voraus nach Berlin.

Zum Ersten, zum Zweiten ... und zum Dritten. Mach's noch einmal, Frank Rost. 1999 hat der Torwart, damals in Diensten von Werder Bremen, in wichtigen Pokal-Partien bereits Strafstöße gemeistert und dann entscheidende Bälle verwandelt. In der 3. Runde gegen den 1. FC Kaiserslautern und im Endspiel gegen die Bayern.
Jetzt, im Halbfinale gegen den Cup-Verteidiger SV Werder Bremen, da gab es noch eine Steigerung. Rost parierte gleich drei Elfer - so viele wie nie. Dann lief er um 23.19 Uhr an und markierte das 5:4. »Ich fühlte mich sicher, ich wollte unbedingt die Verantwortung übernehmen«, berichtete Schalkes Nummer 1.
Eigentlich war Mike Hanke als Schütze vorgesehen, der trabte auch schon langsam an. Doch Rost, 31, schickte ihn zurück: »Mike ist erst 21. Der ist noch so jung. Der kann noch genug Elfmeter verwandeln.«
Hanke sagte später Danke: »Klar, ich hätte das Ding auch gern rein gehauen. Aber Frank hatte nach seinen Paraden das totale Selbstvertrauen. Das war schon so in Ordnung.«
Das 5:4 aus elf Metern, der Höhepunkt eines denkwürdigen Pokal-Abends, der so verhalten begann und dann nach einer Stunde immer dramatischer wurde. »Das war nicht nur spannend, das war auch hochklassig«, freute sich Schalkes Trainer Ralf Rangnick und fügte hinzu: »Ein Glückwunsch an beide Mannschaften.«
Die meisten Hände musste aber natürlich nur einer schütteln: Frank Rost, der Elfmeter-Mann. »Ich wusste genau: Nach den schweren 120 Minuten haben die Spieler immer müde Beine. Einigen schlottern dann bei der Strafstoß-Entscheidung sogar die Knie.«
Wie Paul Stalteri und Tim Borowski. Denen blickte Rost vorher in die Augen und sah die Unsicherheit: »Ich dachte mir: Jetzt kannst du ihre Schüsse vielleicht halten.« So kam es. Schalke lag deshalb im Elfer-Krimi schon mit zwei Toren vorn, dann zeigten aber auch Niels Oude Kamphuis (neben das Tor) und Ailton (Lattenkracher) Nerven.
Wie Fabian Ernst. Ausgerechnet der Bremer, der demnächst für den FC Schalke 04 spielt, er rutschte aus, und Rost hatte die Kugel. Die legte er dann selbst auf die Marke und setzte den Schlusspunkt. Der finale Treffer nach Berlin.
Den Endspiel-Schauplatz dürfen die Schalker am Samstag schon einmal »testen«. Im Olympia-Stadion steigt das wichtige Duell gegen Hertha BSC. Garantiert ohne Elfmeterschießen. Aber selbstverständlich mit Rost. Der Kapitän ist wieder mit an Bord und er appelliert an die Mannschaft: »Der Pokalerfolg ist riesig. Aber jetzt gilt es, in der Bundesliga den zweiten Tabellenplatz zu sichern.« Na dann, Kurs halten. Und weiter volle Fahrt voraus.
Schalke: Rost - Oude Kamphuis, Waldoch, Krstajic, Kobiaschwili - Poulsen, Vermant - Lincoln - Asamoah (106. Altintop), Sand (91. Hanke), Ailton
Bremen: Reinke - Pasanen, Ismael, Davala, Stalteri - Jensen (74. Hunt), Ernst, Borowski - Micoud - Valdez, Klasnic
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin)
Tore: 1:0 Sand (64.), 1:1 Ismael (84.), 1:2 Borowski (94.), 2: 2 Ailton (96.)
Elfmeterschießen: 0:1 Ismael, 1:1 Lincoln, Rost hält gegen Stalteri, 2:1 Vermant, 2:2 Micoud, 3:2 Krstajic, Rost hält gegen Borowski, Oude Kamphuis schießt neben das Tor, 3:3 Davala, Ailton schießt an die Latte, 3:4 Pasanen, 4:4 Kobiaschwili, Rost hält gegen Ernst, 5:4 Rost
Zuschauer: 61 524 (ausverkauft)

Artikel vom 21.04.2005