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Magath plant seine Maifahrt

Über Bielefeld nach Berlin: Die Hauptstadt lockt den Bayern-Trainer

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld(WB). Einen Trumpf für das Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern heute abend um 20.30 Uhr in der SchücoArena hat Arminia am 13. Februar verspielt. Die Bundesliga-Partie gewannen die Bielefelder mit 3:1. Ihr möglicher Vorteil, bei der Neuauflage vom Favoriten auf die leichte Schulter genommen zu werden, ist weg.

Denn wenn die Münchner daraus nichts gelernt haben, dann sind sie wohl selbst schuld. Ein Unterschätzen des Gegners ist strikt untersagt. Der winterliche Ausrutscher vor neun Wochen sollte den Bayern in dieser Hinsicht mehr helfen als jedes Trainerwort. Trotzdem hat Felix Magath seine Mannschaft vor dem zweiten Anpfiff in Ostwestfalen aufgefordert, gut aufzupassen. Es wäre für den Rekordmeister auch eine Blamage, im Bielefelder Fußball-Ring in kürzester Zeit ein zweites Mal zu Boden zu gehen.
Es würde auch Magaths ganz persönlichen Reiseplan empfindlich stören. Die Maifahrt in die Hauptstadt hat der 51 Jahre alte Fußball-Lehrer bereits fest gebucht: »Ich brenne darauf, endlich zum Pokal-Finale nach Berlin zu fahren. Als Trainer hatte ich noch nicht das Vergnügen.« Nur als Manager des Hamburger SV - aber das ist 18 Jahre her und zählt nicht so richtig.
Um dem Trainer Magath einen Strich durch die Rechnung zu machen, müsste sich Arminia auf eine Stufe schwingen mit Juventus Turin und dem FC Schalke 04, die den Bayern in Champions League und Meisterschaft in dieser Saison jeweils zwei Niederlagen zufügten - allesamt mit 0:1. Unmöglich ist gar nichts, weil die Münchner auch sonst nicht unverwundbar gewesen sind. Neun Pflichtspiel-Pannen sind für einen Klub von diesem Format nicht eben wenig, wenngleich nur eine davon und die Folgen daraus Schmerzen auslösten. Das 2:4 beim FC Chelsea - ein Europapokal-Resultat, das auch sechs Tage später im Olympiastadion nicht zu korrigieren war.
So beherzt, wie es die Mannschaft allerdings versuchte, strebt sie nun nach dem nationalen Doppelschlag. Ohne Meisterschaft bliebe der Pokal nur ein Prestigeobjekt, da die Bayern den damit verbundenen Startplatz im Uefa Cup nicht brauchen. Sie wollen in der neuen Saison wie selbstverständlich den nächsten Versuch unternehmen, in der Champions League Europas Fußball-Thron zu besteigen. Dort saßen sie zuletzt vor vier Jahren.
Da ist der Weg nach Berlin weniger beschwerlich. Den Stolperstein Bielefeld soll das Beste vom Besten aus dem Weg räumen, das die Bayern aufbieten können. Das Starensemble ist komplett. Auf der Ausfallliste stehen nur Langzeitverletzte, die ohnehin nicht zum Stammpersonal zählten. Und auch der zu Wochenbeginn erkältete Brasilianer Lucio wird heute wieder sein Verteidigungswerk verrichten. Dass es Abwehrarbeit zu absolvieren gibt, erwartet Trainer Magath gegen den Außenseiter. »Die können nicht noch einmal so defensiv spielen wie in der Meisterschaft. Im Pokal muss eine Entscheidung fallen. Ich kann mir nicht denken, dass es Arminia auf ein Elfmeterschießen ankommen lassen will.« Dabei ist dies ein toller Gedanke. Dann hätte es zuvor eine Verlängerung, verbunden wahrscheinlich mit Fußball-Dramatik pur gegeben.
Dass Arminia an ihrem Abend des Jahres alles auspacken wird, was sie zu bieten hat, machte Magath seinen Männern bereits klar und wird dies heute vor dem Spiel sicher noch einmal tun: »Die werden um ihr Leben rennen und um jeden Zentimeter kämpfen. Danach haben wir uns zu richten.«

Artikel vom 20.04.2005