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Bernhard Haaken, Pfarrer von St. Josef, läutete selbst eine der Glocken.
Superintendentin Regine Burg ist gespannt auf das ökumenische Miteinander.
Karl-Josef Auris, Pfarrer von Christkönig, freut sich über die Wahl.

»Benedikt XVI.
ist ein anderer
als Ratzinger«

Von schneller Wahl überrascht

Von Burgit Hörttrich und
Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Habemus Papam - wir haben einen Papst. Von den katholischen Kirchen in Bielefeld verkündete Glockengeläut die frohe Nachricht.

»Ich freue mich,« sagte Bernhard Haaken, Pfarrer von St. Josef, der mit mit drei Kommunionkindern die Glocken läutete. Er ist überzeugt, dass Papst Benedikt XVI. ein anderer sein werde als Kardinal Josef Ratzinger: »Dass er den Namen Benedikt gewählt hat, zeigt, dass er sich für den Frieden in der Welt einsetzen wird - Benedikt XV. musste Papst im Ersten Weltkrieg sein.« Dass die Wahl so schnell von statten gehen würde, damit habe er nicht gerechnet, so Haaken. Überzeugt ist er davon, dass Benedikt XVI. den Weltjugendtag in diesem Jahr in Köln besuchen werde: »Er ist Deutscher, er wird kommen.«
Mit großer Freude hat auch Karl-Josef Auris, Pfarrer der Christkönig-Gemeinde und stellvertretender Dechant, die Nachricht von der Wahl Kardinal Ratzingers aufgenommen. »Es ist eine gute Entscheidung. Benedikt XVI. wird das Werk Johannes Paul des II. fortführen. Er steht für Tradition, wer aber meint, er werde ein 'Panzerpapst' sein, der irrt.«
Er habe sich viel mit Kardinal Ratzinger beschäftigt, sagte Auris. Dessen Werk »Einführung ins Christentum« gehöre zu den Standardwerken, die jeder Theologiestudent im ersten Semester lese. Besonders am Herzen liege ihm das 1996 erschienene Buch »Salz der Erde«, in dem Kardinal Ratzinger seine Sicht der Dinge überzeugend und in auch für Laien sehr verständliche Weise dargelegt habe.
Die Mehrheit der Kardinäle sei offenbar an einer Kontinuität des Pontifikats interessiert gewesen, sagte Dr. Dr. Markus Jakobs, Pfarrer von Heilig Geist. Die Entscheidung für ihn dokumentiere die Wertschätzung und hohe Achtung, die dem »brillanten Theologen« in der Weltkirche entgegengebracht werde. »Wir Deutsche können uns das gar nicht richtig ausmalen.« Immerhin, so Jakobs, hätten die Kardinäle von anderen Kontinenten die Mehrheit im Konklave gestellt.
Regionaldekan Klaus Fussy, Pfarrer von St. Johannes-Baptist, ist nicht wirklich überrascht von der Wahl der Kardinäle: »Ich habe ein wenig damit gerechnet, dachte aber, dass die Entscheidung frühestens Donnerstag fällt.« Hätte er einen Tipp abgeben müssen, hätte er aber eher mit einem Italiener auf dem Thron Petri gerechnet.
Alfred Menzel, Pfarrer der evangelischen Neustädter Marienkirche, hält die Wahl von Kardinal Ratzinger »für eine richtige Entscheidung«. Er glaubt, dass der neue Papst, anders als Johannes Paul II., sein Pontifikat weniger auf seine Person ausrichten werde als auf die Kirche selbst: »Er wird die katholische Kirche nach innen stabilisieren.« Das sei in einer »Welt des Wandels und der Verunsicherung« außerordentlich wichtig. Im Bezug auf die Ökumene hegt Menzel jedoch wenige Erwartungen: »Ich glaube, da hat Ratzinger wenig Verständnis.«
Superintendentin Regine Burg ist überrascht von der schnellen Entscheidung von Rom: »Ich bin gespannt, wie es im ökumenischen Miteinander der beiden großen christlichen Kirchen weiter geht.« Für den neuen Papst spreche die »Kontinuität«. Regine Burg: »Von ihm wird ein neuer geistlicher Impuls ausgehen.«

Artikel vom 20.04.2005