19.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Horst Köppel spielt
jetzt die Retter-Rolle

Borussia Mönchengladbach: Trainer Advocaat gibt auf

Mönchengladbach (WB/dpa). Der Fußball-»General« Dick Advocaat hat kapituliert und ist als Cheftrainer beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zurückgetreten. Der bis 2007 datierte Vertrag mit dem 57 Jahre alten Niederländer wird zum 30. Juni aufgelöst.

»Ich glaube, dass ich mit meinem Rücktritt Druck vom Verein und von der Mannschaft nehme und hoffe, damit den Anstoß zu geben, dass Borussia den Klassenerhalt schafft«, sagte Advocaat, der auf eine Abfindung verzichtet. »In der aktuellen Situation steht das Wohl des Vereins über allem.«
Die Nachfolge übernimmt zunächst Horst Köppel, der bisher die U 23 der Borussia betreute und die Mannschaft bis zum Saisonende führen soll. Er wird heute das erste Training leiten. »Ich denke, wir schaffen den Klassenerhalt. Ein Trainerwechsel bringt immer etwas Positives«, sagte der ehemalige Mönchengladbacher Profi.
»Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass wir den Klassenverbleib schaffen, hätte ich es nicht gemacht«, sagte Köppel bei seiner Vorstellung. Der Gladbacher Amateurtrainer, in der Saison 1982/83 auf der Bank des DSC Arminia Bielefeld sehr erfolgreich, hatte seinem Club bereits Ende Oktober 2004 nach der vorzeitigen Trennung von Holger Fach aus der Klemme geholfen. Damals sprang er als Interimscoach ein und gewann die Heimpartie gegen den FC Bayern München (2:0). Danach musste er aber für Advocaat Platz machen.
Der frühere niederländische Nationalcoach hatte erst am 3. November 2004 sein Cheftraineramt in Mönchengladbach angetreten. Advocaat resignierte bereits nach 167 Tagen. Der ebenfalls sehr stark in die Kritik geratene Sport-Direktor Christian Hochstätter wird vorläufig von Borussia-Präsident Rolf Königs gestützt: »Das Vertrauen ist noch da. Wir werden weiter zusammen arbeiten.«
Trotz der »Schnäppchen-Jagd« in der Winterpause mit sieben Neuverpflichtungen für rund 3,5 Millionen Euro konnte sich der fünfmalige deutsche Meister unter der Regie von Advocaat nicht aus der Abstiegszone befreien.
»Dick Advocaat hat diese Entscheidung getroffen und uns am Morgen informiert. Wir respektieren und akzeptieren seinen Schritt selbstverständlich. Er verlässt uns als Ehrenmann«, kommentierte Königs den Rücktritt, den er unmittelbar nach der Partie gegen Mainz noch abbiegen konnte.
Die Kritik an dem autoritären, wenig kommunikativen und bei den Fans unbeliebten Advocaat hatte in den vergangenen Wochen zugenommen. Mit ständig veränderten Startformationen, der vorübergehenden Ausmusterung von Stammkräften hatte er immer wieder für Unverständnis und eine äußerst gespannte Atmosphäre im Borussia-Kader gesorgt.

Artikel vom 19.04.2005