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Bei Rost ist der
Lack nicht ab

Schalkes Torwart will nach Berlin

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Auch Verlierer sind gefragt. Vor allem auf Schalke. Als Torwart Frank Rost die Arena nach dem 1:2 gegen den Hamburger SV verlassen wollte, stellte sich ihm ein junges Mädchen in den Weg: »Bitte ein Autogramm. Am Dienstag, da gewinnt ihr wieder und fahrt nach Berlin.« Rost lächelte: »Das wäre sehr schön.«

Denn wie wunderschön es beim Pokalfinale in Berlin sein kann, das hat er am 12. Juni 1999 schon einmal erleben dürfen. Damals stand er im Tor von Werder Bremen. 1:1 nach 90 Minuten gegen den FC Bayern. Verlängerung. Immer noch Unentschieden.
Im Elfmeterschießen wurde Rost dann zum Helden des Tages. Das 5:4 zimmerte er dem Kollegen Oliver Kahn in die Maschen, den Strafstoß von Lothar Matthäus meisterte er - und durfte ein paar Minuten später den Pokal in den Händen halten.
»Diese Momente werde ich natürlich nie vergessen«, blickt Rost zurück und dann sofort wieder nach vorne: Heute steigt in der Arena das erste Pokal-Halbfinale. Der Schalker Gegner heißt Werder Bremen, seine Mannschaft von vorgestern. Zehn Jahre, bis 2002, spielte Rost an der Weser, dann wechselte er zu den Königsblauen.
Der Torwart sah beim FC Schalke 04 damals die besseren sportlichen Chancen. Es kam anders. Mit seinem neuen Verein landete er in der Bundesliga 2003 und 2004 nur auf Platz sieben. Die Bremer aber, die holten sich in der vergangenen Saison Meisterschaft und Pokal.
»Inzwischen stehen wir aber vor Werder«, sagt Rost. Ein kleiner Trost. Doch der Traum vom deutschen Bundesliga-Titel, er wird auch 2005 für die Schalker nicht mehr in Erfüllung gehen. Sie sind zwar immer noch Zweiter, aber nach oben geht's nicht mehr weiter. Da thront der FC Bayern München mit einem fetten Polster von sechs Punkten Vorsprung.
Bleibt die zweite Chance. Der Pokal. »Natürlich wollen wir den Pott gewinnen«, gibt sich Rost kämpferisch, schraubt allerdings nur einen Satz später den Stellenwert dieser Trophäe zurück: »Der Cup ist nur Beiwerk. Was in erster Linie zählt: Wir müssen unbedingt in die Champions League.«
Hier gab es zuletzt Rückschläge. Niederlagen gegen Mainz, den VfB Stuttgart und den Hamburger SV. Die Schalker kassierten Tore, bei denen auch der eigentlich so zuverlässige Rost nicht immer ganz gut aussah. Er weiß das. Darum schlägt der Mann, der sonst schon mal seine Kollegen lautstark zusammenbrüllen kann, jetzt leisere Töne an: »Wir sind eine Mannschaft. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.«
Aber immerhin: Rost ist der Kapitän. Die anerkannte Nummer 1. Aber nur in Schalke. »Rost müsste normalerweise auch im Nationalmannschafts-Kader stehen«, fordert sein Manager Rudi Assauer.
Doch hier sind die Aussichten nicht mehr so gut. Vier Spiele absolvierte Rost für Deutschland. Seit Jürgen Klinsmann die Kommandos gibt, war er nicht mehr dabei. Der neue Bundestrainer plant anders. Mit Oliver Kahn und Jens Lehmann hat er schon zwei extreme schwierige Typen - und Rost gehört auch in diese Kategorie. Außerdem: Rivale Timo Hildebrand besitzt als dritter Mann den Vorteil der Jugend. Er ist erst 26. Der Schalker wird im Juni 32.
Aber »Rost« setzt Rost deshalb noch lange nicht an. Und auch der Lack ist nach den letzten Pleiten nicht ab. Er will zeigen, dass er weiter glänzen kann. Schon heute gegen Werder Bremen.

Artikel vom 19.04.2005