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Krieg und Kommerz
gefährden Weltkultur

Icomos verurteilt »Wolkenkratzer« in Köln

Hochhäuser bedrohen den Dom in Köln.

Berlin (dpa). Neben Kriegen und Naturkatastrophen bedrohen zunehmend kommerzielle Interessen das Weltkulturerbe. Das teilte die Internationale Gesellschaft für Denkmal- und Naturschutz (Icomos) bei der Präsentation des »Weltreports über Denkmäler in Gefahr« 2004/2005 gestern in Berlin mit. Ein Beispiel dafür seien die geplanten »Wolkenkratzer« in Köln, die den Blick auf den Dom nähmen, sagte Icomos-Präsident Michael Petzet. In Italien würden Denkmäler und historische Bauten an Investoren verkauft, ohne deren Erhalt zu sichern. »Sehr ärgerlich« seien überdies die Autobahn-Pläne in der Weltkulturerberegion Veneto.
Der aktuelle Icomos-Bericht umfasst 50 Beiträge über Problemfälle aus kriegs- und krisengeschüttelten Ländern wie Irak und Afghanistan, aber auch aus vom Tsunami heimgesuchten Ländern wie Sri Lanka. Nach den Worten des Generaldirektors der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, besteht Anlass zur Sorge: »In einer von Krieg und Konflikten geprägten Welt wird das Geld eher für Kriege ausgegeben als für Kunst und Kultur.«
Auf dem Buchdeckel des mehr als 260 Seiten langen Reports finden sich zwei Vorher-Nachher-Aufnahmen der iranischen Stadt Bam, deren historische Lehmbauten bei einem Erdbeben Ende 2003 zerstört worden waren. Als größtes Projekt versuche Icomos derzeit, die Überreste der zwei riesigen, von den Taliban gesprengten Buddha-Statuen in Afghanistan zu sichern, sagte Petzet. Als Negativ-Beispiele aus Deutschland wurden die Zerstörung des Dieter-Roth-Museums in Hamburg oder der Bau eines Kaufhauses unweit des Lübecker Rathauses genannt.

Artikel vom 19.04.2005