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Regie will bei Schiller freie Hand


Köln/Berlin (dpa). Die Theater wollen dem Apell von Bundespräsident Horst Köhler, Stücke wieder werkgetreu zu inszenieren, nicht folgen. Darstellende Kunst »ist mehr als die schlichte Wiedergabe des Werkes«, erklärte gestern der Deutsche Bühnenverein in Köln. Theater lebe »aus dem Spannungsverhältnis zwischen Werk und Regie«. Dies mache die Kraft des Theaters in Deutschland aus, betonte Direktor Rolf Bolwin.
Wie berichtet, hatte Köhler am Sonntag in einer Matinee-Veranstaltung des Berliner Ensembles zum Schiller-Jahr 2005 gefordert, die Theater sollten ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, die Stücke Schillers »in ihrer Schönheit und Kraft, in ihrer Komplexität und ihrem Anspruch zu präsentieren«. Großes Theater habe es in den letzten 50 Jahren »mit und ohne Bearbeitungen des Werkes gegeben«, erwiderte Bolwin: »Wer das Theater bei Goethes ÝFaustÜ oder bei Schillers ÝDon CarlosÜ aufs werkgetreue Spielen des Stückes beschränken will, raubt ihm die Luft zum Atmen.«
Die Grenzen setze lediglich das Urheberrecht, sagte Bolwin. Es erlaube der Regie »vieles, auch gewisse Veränderungen des Werkes«. Endet der Urheberschutz 70 Jahre nach dem Tod des Autors oder Komponisten, ist »der Regie letztlich alles erlaubt«.

Artikel vom 19.04.2005