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Kanzler stützt Kapitalismus-Kritik

Arbeitgeberpräsident Hundt: »weltfremd« - Stoiber: »primitiv«


Berlin (Reuters). Die Bundesregierung hat in Teilen die Kritik von SPD-Parteichef Franz Müntefering an Wirtschaft und Kapitalismus unterstützt. Der Bundeskanzler teile die Einschätzung Münteferings, dass die Macht des Kapitals auch eine gesellschaftliche Verantwortung mit sich bringe, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Hans Langguth. Er erinnerte daran, dass Schröder auch bei seiner Regierungserklärung im März gesellschaftliche Solidarität gefordert habe. Langguth schränkte ein, der Kanzler hätte möglicherweise andere Worte als der Parteichef gefunden.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bewertete Münteferings Attacke als Zeichen von Unsicherheit. »Die Position, die der SPD-Vorsitzende einnimmt, ist realitätsfern. Von einer Ökonomisierung und einer Macht der Wirtschaft oder des Kapitals zu sprechen ist weltfremd.« Zudem habe die Bundesregierung das, was die Wirtschaft fordere, nur zu einem ganz geringen Teil umgesetzt.
BASF-Vizechef Eggert Voscherau sagte mit Blick auf die Landtagswahl in NRW, in Wahlkämpfen würden Aussagen zugespitzt. »Man darf da nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Man darf aber wohl auch sagen, dass eine zu starke Frontenbildung für das Gesamte sicher nicht hilfreich ist.«
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber nannte die Kapitalismuskritik Münteferings platt und primitiv. Seine Äußerungen hätten eine schädliche Wirkung im Ausland. Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 19.04.2005