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Spielebranche ist
heillos zerstritten

Gründerverband VUD vor dem Aus

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Der Verband der Unterhaltungssoftware Deutschland (VUD) in Paderborn wird aufgelöst. »Wir befinden uns mitten in der Liquidation«, sagte gestern VUD-Mitarbeiter Christian Sauer.
Videospiele stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs. Nur für Musik geben sie mehr Geld aus.

Der VUD war im Jahr 1994 als Interessenvertretung der deutschen Entwickler, Hersteller und Vertreiber von Video- und Computerspielen gegründet worden. Warum er aufgelöst wird, wollte Sauer nicht näher erläutern. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass sich die Großen der Branche vom Verband nicht ausreichend vertreten fühlten. Konzerne wie Nintendo, Atari, Eidos, Electronic Arts, Sony und Microsoft schlossen sich am 6. April in Frankfurt zum Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) zusammen. Seitdem behauptet der BIU, das »zentrale Sprachrohr der Branche« zu sein. Weil sich mit KOCH Media unter den elf Gründungsmitgliedern nur ein deutsches Unternehmen befindet, befürchten kleinere und mittelgroße einheimische Entwickler, dass der BIU die Produkte ausländischer Softwareschmieden noch stärker auf den Markt schieben will. Dies auch deshalb, weil zum Beispiel Microsoft, Ubisoft und Electronic Arts keine oder nur wenige deutsche Entwickler unter Vertrag haben.
In den Reihen der VUD-Mitglieder habe sich eine Initiative für einen neuen gemeinsamen Verband gebildet, sagte Sauer. Das Konzept soll am Donnerstag in Freising vorgestellt werden. Während die Bedeutung der Spieleindustrie im vergangenen Jahr mit einem Umsatz in Deutschland von 1,31 Milliarden Euro (plus 15 Prozent) weiter zugenommen hat, droht innerhalb der Branche Zersplitterung. Von den 47 Mitgliedern im Herbst 2004 sind dem VUD noch »knapp 20« geblieben. Aber auch der BIU als Sprachrohr der Hersteller ist umstritten. Dabei könnte die Industrie im Kampf gegen die Softwarepiraterie ein schlagkräftiges Instrument gut gebrauchen: 2004 seien 50 Millionen Leermedien zum Kopieren von Spielen benutzt worden, berichtete gestern Christian Sauer.

Artikel vom 19.04.2005