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Kunden warten, bis der Heizöl-Tank leer ist

Brennstoffhändler registrieren steten Absatzrückgang

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Steigende Ölpreise und ein verhältnismäßig milder Winter haben vielen deutschen Brennstoffhändlern das Geschäft erschwert. Sie verkauften so wenig Heizöl wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist der Absatz auf 6,4 Millionen Tonnen leichten Heizöls gesunken, sagte Günther Jäckel, Geschäftsführer des Gesamtverbands des Deutschen Brennstoff- und Mineralölhandels. Im ersten Quartal 2004 waren es noch 7,2 Millionen Tonnen.
Bereits im vergangenen Jahr war der Absatz von Heizöl auf eine Tiefstmarke gesunken und hatte nur noch 25,5 (Vorjahr: 28,1) Millionen Tonnen betragen. Zuletzt lag der Absatz Mitte der sechziger Jahre auf diesem Niveau. 1975 hatten die Händler noch 45,3 Millionen Tonnen verkauft. »Im Heizölhandel lässt sich kaum noch Geld verdienen«, sagte Jäckel. Pro Liter bleibe für die Händler nur etwa ein Cent übrig.
Ursache für den Rückgang des Verbrauchs an Heizöl sind nach Angaben von Sabine Link, Geschäftsführerin des Heizölhandelsverbandes NRW, aber auch sparsamerer Brenner sowie gut gedämmte Wohnhäuser. Link: »Damit lassen sich 30 bis 50 Prozent der Energiekosten einsparen.«
Etwa ein Drittel aller Haushalte heizt mit Öl. Um den Nachschub in den Tanks kümmern sich allein in Nordrhein-Westfalen etwa 900 Händler. Zu den Großen der Branche gehört der Mineralölvertrieb Keck in Brakel. 50 Mitarbeiter versorgen mit zwölf Tankfahrzeugen etwa 30000 Kunden, vorwiegend in den Kreisen Paderborn und Höxter.
Geschäftsführer Lars Keck bestätigt den steten Absatzrückgang von Heizöl. In diesem Winter sei der große Bestell-Schub vor Weihnachten ausgeblieben, stattdessen hätten viele Bürger im Januar und Februar Öl geordert. Offenbar in höchster Not. Keck: »Die Tanks waren in vielen Fällen leer. Wir mussten dann, wie wir es nennen, Feuerwehrfahrten machen.«
Auffällig sei auch, dass viele Kunden nur kleine Mengen Heizöl bestellen, sich mit 500 anstelle von 3000 Litern begnügen, erklärte Keck. »Die meisten Bürger halten sich zurück, weil sie auf fallende Preise hoffen«, erklärt Heinz Obermann, Sprecher des Brennstoff- und Mineralölverbandes OWL, das geänderte Kundenverhalten.
Die günstigste Zeit zum Einkaufen von Heizöl waren in der Vergangenheit die Monate April bis Juni. »Solche Somerpreise gibt es schon lange nicht mehr«, sagt Ingrid Pollklesener vom gleichnamigen Mineralölhändler in Bielefeld. Sie glaubt nicht daran, dass die Preise deutlich fallen werden. Eine verlässliche Prognose wagt in der Branche kaum jemand. Gestern fiel der Preis von 50,34 auf 48,80 Euro je 100 Liter Heizöl.

Artikel vom 19.04.2005