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EU-Verfassung

Es steht viel auf dem Spiel


Frankreich gehört zu den Gründungsstaaten der Europäischen Union und zu seinen einflussreichsten Mitgliedern. Sollten die Franzosen bei ihrem Referendum am 29. Mai wirklich gegen die EU-Verfassung stimmen - und danach sieht es nach allen Umfragen der jüngsten Zeit aus -, ist dies ohne Wenn und Aber ein schwerer Rückschlag für das vereinte Europa.
Es ist ja nicht unbedingt so, dass die Bürger des Landes europamüde sind, vielmehr sehen eine ganze Reihe von Franzosen in dem Referendum ein Ventil, um ihren Unmut mit der Regierung in Paris zu artikulieren. Lange Zeit hat der manchmal etwas selbstherrliche Präsident Jacques Chirac diese Stimmung im Lande unterschätzt. Spät merkt er, dass es seinen Landsleuten ernst mit einer Ablehnung ist. Und mit beschwörenden Worten wirbt er nun für die Verfassung.
Chirac hätte diesen Denkzettel schon verdient. Er hat die Ängste im Land lange nicht verstanden: Sorge um die Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland und damit die Furcht vor eigener Arbeitslosigkeit, schwindende Kaufkraft und Angst vor Reformen. Irgendwie kommt einem dies bekannt vor.
Es bleibt nur zu hoffen, dass die Franzosen noch einsehen, dass sie ihre Unzufriedenheit nicht an Europa auslassen sollten. Es steht viel auf dem Spiel. Dirk Schröder

Artikel vom 19.04.2005