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Lesung, Musik und
Talk bis Mitternacht

Sensible Fotos und vielseitige »Nachtansichten«

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Nach dem Besuch der ehemaligen Zwangsarbeiter wird heute eine sensible Foto-Ausstellung über diese ergreifende Begegnung eröffnet - in der Altstädter Nicolaikirche. Im selben Gotteshaus trifft heute eine ganz besondere Lichtskulptur ein.

Von Anfang an war klar, dass die Rückkehr der Osteuropäer, die von 1943 bis 1945 in Bielefeld schufteten, einen dauerhaften Nachhall haben sollte. Weil mit den Stadtwerken ein großzügiger Finanzier gefunden wurde, konnte die Fotografin Cornelia Bock beauftragt werden, den mehrtägigen Besuch im September 2004 umfassend zu dokumentieren - angesichts der zu erwartenden Emotionen ein äußerst heikles Unterfangen, das die Künstlerin jedoch sehr sensibel anging.
Über drei Stationen werden ihre Bilder nun gezeigt, zum Auftakt von heute, 19 Uhr, an in der Altstädter Nicolaikirche. Zur Eröffnung liest Petra Krasa vom Stadtarchiv, die den Besuch organisierte, aus einer Dokumentation, die heute erscheint. Der Band (15 Euro) enthält Cornelia Bocks ergreifende Fotos und die aufwühlenden Stellungnahmen der Gäste. Die »Begegnungen und Emotionen« (Auflage: 750) sind über das Stadtarchiv an der Rohrteichstraße 19 (Tel.: 51-24 71) zu beziehen.
Während der Schwerpunkt der Schau in der Kirche auf den Porträts liegt, sollen an der nächsten Station (ab 2. Mai) im Alten Rathaus die offiziellen Bilder von Empfang und Bewirtung im Vordergrund stehen. Und zum Schluss, bei den Stadtwerken (ab 18. Mai) an der Schildescher Straße liegt das Augenmerk auf den Momentaufnahmen: »Trotz des ernsten Anlasses sind kamen ganz lockere, wirklich witzige Motive zustande«, sagt Cornelia Bock.
»Wir hatten im Krieg auch bei uns Zwangsarbeiter«, erklärt Birgit Jahnke von den Stadtwerken. »Wir betrachten unser Engagement als kleine zusätzliche Geste des guten Willens.«
l Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher ist glücklich, die Ausstellung in seiner Kirche zeigen zu dürfen. Ebenfalls mit Stolz erfüllt ihn das auf seine Initiative hin entstandene anspruchsvolle Programm zu den »Nachtansichten« am Samstag, 23. April. In der Tat: In kulturellen »Häppchen« zu 30 bis 60 Minuten wird alles geboten, was diese Veranstaltung so beliebt macht - im Gotteshaus am Alten Markt rechnet man mit bis zu 2500 Besuchern.
Um 18 Uhr beginnen die »Nachtansichten« in der Nicolaikirche mit einem Konzert auf zwei Orgeln, dessen zweiter Teil um 21 Uhr folgt. Der Turm wird bestiegen (18 Uhr und Mitternacht), Uli Lettermann von »Quintessence« spielt Saxophon (19.30 und 22 Uhr), und Cornelia Bocks Foto-Ausstellung wird mit Lesung, Talk und Musik gewürdigt (18.30 Uhr). Außerdem gibt es Lesungen zu religiösen Themen (21.30 und 22.30 Uhr), und um 23 Uhr spielt Professor Norbert Ammermann von der Kichlichen Hochschule Bethel auf der Sitar -Ê indische und europäische Musik reichen sich die Hand, wie es das Motto »Begegnungen« der »Nachtansichten« ja auch vorgibt.

Artikel vom 19.04.2005