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Die Lutter ändert sich
mit ihrer Umgebung

Mal durch Becken, mal als Bach bis hin zum Stauteich


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Es ist ein Vorschlag eines Landschaftsarchitekten,« betont Prof. Andreas Beaugrand. Er betreute die Diplom-Arbeit von Erik Böker (28), der an der Technischen Universität studiert hat, seine Abschluss-Arbeit aber über die Lutter-Freilegung in Bielefeld verfasst und gestern in der Fachhochschule Bielefeld präsentiert hat. »Ich bin Bielefelder, kenne mich hier aus,« erklärt Böker. Vor einem Jahr habe er mit dem Verein »Pro Lutter« Kontakt aufgenommen, sich im September 2004 dann »ernsthaft« ans Werk gemacht.
Vorgenommen hat Erik Böker den Bereich vom Niederwall durch die Ravensberger Straße, den Grünzug am Finanzamt bis zur Walkenmühle und dann weiter durch den Grünzug zum Stauteich I; für eine Freilegung »im Grünen« gibt es einen Begrüßungsbeschluss des Rates.
Gereizt habe ihn aber nicht nur die Lutter im Grünen, sondern gerade der städtische Bereich, so Böker: »Die Ravensberger Straße ist eine Herausforderung.« Sein Vorschlag würde zeigen, dass auch hier eine »offene Lutter« möglich wäre. Die Bebauung links und rechts der Straße sei entstanden, als die Lutter schon unterirdisch im Rohr geflossen sei. Böker: »Ich habe einen Weg gesucht, den Bestand zu erhalten - Hauszufahrten, Parkplätze.« Gewählt hat er dazu eine Art Kastensystem: Die Lutter wird in steingerahmten Becken sichtbar, wirke nicht wie ein natürlicher Bach, aber auch nicht starr und langweilig. Die Formensprache bleibe, auch, wenn die Lutter den Grünzug erreiche. Anders als im städtischen Umfeld sollte sie dann nach der Idee des Diplomanden nicht von allen vier Seiten eingefasst werden, sondern mal an einer, später an drei Seiten oder komplett offen dahin fließen.
Ihm ist es wichtig, dass die Lutter insgesamt ohne Geländer auskommt, »um den Kontakt zu den Passanten zu erhalten«.
Die Lutter verändere sich zwischen Niederwall und Stauteich mit ihrer Umgebung. Während sie zwischen den Häusern wirken solle wie ein Stadtgraben, begleitet sie später im Grünzug den breiten Fuß- und Radweg und die Platanenallee.
Erik Böker regt an, gelegentlich die Möglichkeit für Außengastronomie an der Lutter zu schaffen, so an der »Hammer Mühle«, wo die Gäste direkt am Bach sitzen könnten.
Beaugrand sieht in dem Beckensystem, das Erik Böker für die Lutter zu Beginn ihres 2,4 Kilometer langen Weges gewählt hat, ein historisches Zitat, das des künstlichen Flusses, das aber auf zeitgemäße Art und nicht historisierend umgesetzt werden könne.
In der Ravensberger Straße sollte die Lutter, so der Diplomand in seiner Arbeit, »möglichst schmal ausgeprägt« sein, um nicht behindernd zu wirken. Großzügiger dann wird er im Grünzug: Da könnte sogar ein Wasserspielplatz entstehen.
Ein »Traum« wäre es für Erik Böker, wenn Elemente seiner Arbeit eines Tages Realität werden würden, aber er weiß: »Planungen nehmen unendlich viel Zeit in Anspruch.« Er ist mit einer halben Stelle in einem Berliner Landschaftsarchitekturbüro tätig, könnte sich aber vorstellen »überall« zu arbeiten. Auch in Bielefeld.

Artikel vom 19.04.2005