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Der Kriegsheld
Alexander
trank zuviel

WESTFALEN-BLATT-Jugendbücher

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die neue Jugendbuch-Reihe vom WESTFALEN-BLATT ist ein Riesenerfolg. In den Geschäftsstellen ist die 14-bändige Edition ein Renner. Auf der Kulturseite stellen wir in loser Folge die einzelnen Titel vor. Im 12. Teil zeichnet Edmund Weber die Kämpfe »Alexanders des Großen« nach.

Die Welt ist so ungerecht. Erich Kästner hat einmal gesagt: »Wer seine Schwiegermutter erschlägt, wird gehängt, wer Hunderttausende umbringt, dem setzt man ein Denkmal.« In der Tat: Alexander der Große (356-323 v.Chr.) hat seine Welt mit Krieg überzogen, aber alle finden ihn toll.
Was ein bisschen an Richard Burton liegt, obwohl der 1956 in der Rolle des berühmten Mazedonen die wahrscheinlich entwürdigendste Frisur der Filmgeschichte trug. Doch der Klasseschauspieler, künstlich erblondet, erkennt in diesem Klassiker des Sandalenfilms, dass man nicht etwa Länder erobern soll, sondern Herzen, eine kinotaugliche Haltung.
Also: Massenhochzeit zu Susa, Gehirnschlag, Vorhang. An diesem Dreiklang ist nur der Gehirnschlag falsch. Alexander starb an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, einer für Alkoholiker typischen Komplikation. Antiken Quellen zufolge verweste der Leichnam acht Tage lang nicht; dies wurde als Zeichen seiner Göttlichkeit interpretiert. Heute weiß man: Alexander fiel ins Koma, was die Ärzte nicht erkennen konnten - und verdurstete.
Was war dieser Alexander überhaupt für einer? Visionär oder größenwahnsinniger Abenteurer? Jahrhundertgenie oder drogenabhängiger Psychopath?
Weil sich darüber auch die Experten streiten, versuchen wir erst gar keine Antwort, sondern kehren zu Alexanders Haaren zurück. Blond? Der Grieche an und für sich ist doch schwarzhaarig! Es gibt allerdings ein 2000 Jahre altes Bild, das den mazedonischen Königsspross als mittelblondes Energiepaket zeigt, mit starkem Kinn und Charakternase: das weltberühmte Mosaik, das die Ausgräber 1831 im »Haus des Fauns« in Pompeji fanden.
Auf diesem Bild müssen die Kunsthandwerker Alexander gut getroffen haben, behaupten Kunsthistoriker, denn das Schlachtengemälde beruht auf einer rund 300 Jahre älteren - griechischen! -Ê Vorlage.
Darauf ist zu sehen, wie Alexander auf seinem Pferd Bukephalos den Großkönig Dareios angreift. Ein Perser wirft sich dazwischen und wird von Alexanders Lanze durchbohrt. Dareios streckt noch die Hand nach dem Sterbenden aus, eine Haltung, in der sich die griechische Ethik manifestiert: Das menschliche Schicksal hat in ihrer Kunst Platz, während die Römer nur Sieg oder Niederlage für des Abbildens wert hielten.
Und wo wird gekämpft? Entweder bei Issos (333 v. Chr.) oder bei Gaugamela (331 v. Chr.) - auch hierüber streiten sich die Gelehrten. Der erste, der überhaupt erkannte, dass das Mosaik eine Alexanderschlacht zeigt, war ein Italiener, der zweite war, wie könnte es anders sein, der umfassend gebildete Goethe.
Jeder Titel der 14-teiligen Jugendbuchreihe kostet 2,95 Euro. Wer die komplette Edition kauft, zahlt nur 35,40 Euro - zwei Bände gibt es also gratis. Und das Beste: Die Bücher sind in allen WESTFALEN-BLATT-Geschäftsstellen sofort zu haben, ohne Wartezeit.

Artikel vom 20.04.2005