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Humorvolle Schilderungen
zu versonnenen Melodien

Abendmeditation erfreute Besucher beim KulturTreff

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Senne (WB). Virtuose Salonmusik des 19. Jahrhunderts und humorvolle Texte von Ernst Heimeran standen Sonntag auf dem Programm beim KulturTreff in der Senner Friedenskirche. Vor voll besetzten Rängen gestalteten Campbell Shillinglaw (Euphonium) und Gustav-Adolf Lent (Klavier) eine traumhafteAbendmeditation.
Gestalteten die Abendmeditation: Campbell Shillinglaw (Euphonium) und Gustav-Adolf Lent (Klavier).

Als »Violoncello des Blasorchesters« stellte Pastor Berthold Schneider das vielen Zuhörern zuvor unbekannte Euphonium in einer kurzen Einführung vor. Aufgrund seines warmen, weichen Klangs sei das tuba-ähnliche Instrument aus der Klasse der Flügelhörner insbesondere auf den britischen Inseln sowohl als Begleit- als auch als Melodieinstrument beliebt, so der Pfarrer. Davon konnte sich das KulturTreff-Publikum selbst überzeugen. Denn mit Euphonium-Solist Campbell Shillinglaw hatte Gustav-Adolf Lent einen Meister seines Faches nach Senne eingeladen.
Romantische Duette von Damaré, Elgar, Rimmer, Saint-Saens und Arban brachten die Künstler bei ihrem Konzert zu Gehör. Während das Euphonium die Luft mit dichten, inbrünstigen Melodiebögen zum Vibrieren brachte, steuerte das Klavier zumeist eine transparente, beweglich-lebendige Klangbasis bei. Doch in anregendem Wettstreit mit dem Tasteninstrument entlockte Campbell Shillinglaw seinem Blasinstrument bisweilen auch turbulente Läufe und rasante Tonrepetitionen und stellte so - mit munter auf und nieder zuckenden Ventilen - beachtliche Geschwindigkeitsrekorde auf. Gestärkt mit einem Schluck schottischem Whisky gelang es dem Virtuosen sogar, bei den finalen Variationen über »Carnival of Venice« zwei miteinander verquickte Gegenmelodien zu berauschendem Leben zu erwecken.
Dem anrührenden Instrumentalvortrag stellte Gustav-Adolf Lent eine Kurzgeschichte von Ernst Heimeran gegenüber. Augenzwinkernd brachte er den Zuhörern darin Freud und Leid eines verkannten deutschen Tondichters näher, der bis zu seinem Durchbruch als Komponist als Chordirektor an einem Gymnasium ein freudloses Dasein fristet. Dank des launigen, engagierten Vortrags von Gustav-Adolf Lent gerieten die humorvollen Schilderungen als kurzweiliger Gegenpol zur versonnenen Musik.
Das Publikum genoss das liebevoll zusammengestellte KulturTreff-Programm in vollen Zügen. Denn dem Duo Campbell/Lent gelang es hervorragend, den doppelten Spannungsbogen sowohl musikalisch als auch textlich über die 75-minütige Vortragszeit immer neu aufzugreifen und weiter zu spinnen. Zu Recht erntete es dafür herzlichen Applaus.

Artikel vom 21.04.2005