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Ließ Freddie Mercury wieder lebendig werden: Sänger Gary Mullen.

Tolle »Achterbahnfahrt« der Gefühle

Überzeugende »One night of Queen« mit Gary Mullen und »The Works«

Von Thomas Bertz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Es war ein kleines bisschen Magie - a kind of magic - was Gary Mullen und die Band »The Works« den Zuschauern in der Stadthalle boten. »One night of Queen« hatte die Band versprochen - und hielt Wort. Mehr als 20 Welthits der britischen Top-Band brachten sie zum Besten und bewegten sich dabei dicht am Original.

Anders als Dave Rodgers, der derzeit mit der Originalbesetzung von Queen durch Deutschland tourt und dabei Wert darauf legt seine eigene Interpretation der Queen-Songs abzuliefern, erscheint Gary Mullen wie die Reinkarnation von Freddie Mercury. Er hatte sich in einem TV-Wettbewerb gegen zahlreiche Konkurrenten durchgesetzt - mit knapp einer Millionen Stimmen. Auf der Bühne beweist sich der Schotte als glänzender Ersatz der 1991 verstorbenen Pop-Ikone Mercury. Nicht nur, dass die Stimmen zum Verwechseln sind, besteht auch optisch eine große Ähnlichkeit. Mullen könnte fast Mercurys Zwilling sein, fehlt ihm nur der markante Überbiss. Und auch die Bewegungsabläufe hat Mullen punktgenau einstudiert. Gehen, laufen, stehen, die verbogene Wirbelsäule - stets ist Mercury in Mullens Tun präsent. Freddie Mercury scheint auferstanden zu sein.
Gary Mullen gibt ohnehin alles: Schon nach wenigen Stücken reißt er sich die Jacke vom Körper, nur kurze Zeit später ist es auch um das weiße Muskel-Shirt geschehen. Fortan turnt er mit freiem Oberkörper und enger weißer Hose über die Bühne. Das kommt an und erinnert an das exzentrische Vorbild. Dennoch werden die Ostwestfalen zunächst ihrem Ruf gerecht und bleiben trotz der rockigen Klänge an den Stühlen kleben und klatschen »nur« rhythmisch mit. Gary Mullen ist das nicht genug und er fordert nach einer halben Stunde das Publikum auf, endlich aufzustehen und eine Party zu feiern. Mit Erfolg, der Stimmungspegel steigt. Doch er bekommt ein abruptes Ende: Keine 20 Minuten später heißt es Pause. Das sorgt schon für ein paar verwunderte Blicke, denn welches Rock-Konzert kennt schon eine Pause?
Doch es funktioniert auf wundersame Weise. Denn nach der Unterbrechung »kocht« das Publikum, steht von Beginn an vor der Bestuhlung und fast will ein bisschen Stadion-Atmosphäre aufkommen. Spätestens bei den Klassikern »We are the Champions« oder »We will rock you«, das zu Beginn des Konzerts noch untergegangen war, toben die Fans.
Sie haben beinahe sämtliche großen Hits von Queen wie »Bohemian Rhapsody«, »Under Pressure« oder »Radio Gaga« gehört und durften sich dank eines überragenden Gary Mullen in die 80er zurückversetzt fühlen. Es war fast, als wäre die Zeit stehen geblieben oder Freddie Mercury zurückgekehrt. Ein unvergesslicher Abend.
Denn während viele Revival-Shows eher den Charakter einer optischen und akustischen Geisterbahnfahrt haben, gelang es Gary Mullen und der Band »The Works« eine zweistündige Achterbahnfahrt der Gefühle zu entfachen. Zu Recht empfiehlt die Band Queen die Konzert-Show und hat sie als einzige weltweit autorisiert. Mullen und Band spielen einfach königlich. Wer die unglaubliche Aufführung verpasst hat, hat im kommenden Jahr eine weitere Chance: am 14. März 2006 werden Gary Mullen und seine Kameraden wieder in der Stadthalle zu Gast sein.

Artikel vom 19.04.2005