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Kunst und Kultur soll es
für jeden Geldbeutel geben

Volksbühne feiert 100-Jähriges mit Festakt und Gala


Bielefeld (WB/mzh). Kunst und Kultur sollen, unabhängig vom Geldbeutel, allen Schichten zugänglich sein - unter dieser Maxime wurde vor genau 100 Jahren die Volksbühne Bielefeld gegründet. Zum großen Festakt und zur anschließenden Operetten-Gala anlässlich des Jubiläums versammelten sich gestern mehr als 1100 Gäste in der Oetkerhalle.
Mit großem Erfolg, aber auch unter den argwöhnischen Blicken der Bürger, trat die Volksbühne 1905 an, um das Bedürfnis der Arbeiter nach Bildung zu befriedigen. Dies gelang der Institution, von der das Stadttheater maßgeblich profitierte, mit herausragendem Erfolg. 100 Jahre später allerdings stehen die Zeichen angesichts der desolaten Wirtschaftslage und der immer größer werdenden Gruppen theaterferner Bürger auf Sturm.
»Es gilt, sich neuen Herausforderungen zu stellen«, sagte die Vorsitzende der NRW-Kulturstiftung Ilse Brusis. »Ich wünsche den Mitgliedern noch viele inspirierende Theaterabende und verspreche auch in Zukunft die Hilfe der Stiftung.« Auch die Gewerkschaften wollen kommende Inszenierungen fördern, kündigte der DGB-Bezirksvorsitzende Roland Engels an. Bürgermeister Horst Grube dankte der Volksbühne im Namen von Rat und Verwaltung für ein Jahrhundert der Förderung lokaler Kunst. Immerhin habe die Volksbühne 1,5 Millionen Besuchern das Theater geöffnet.
An den Operettenkomponisten Paul Abraham, dessen »Blume von Hawaii« in der Weimarer Zeit wie auch in der laufenden Saison auf dem Spielplan steht, erinnerte Bernd Link, Vorsitzender der Volksbühne. Er beklagte den Mitgliederschwund wegen der schier übermächtigen Konkurrenz durch die TV-Unterhaltung. Aber: »Vor dem Fernseher schläft man ein, im Theater niemals!«
Um der Volksbühne auch personell einen Weg in die Zukunft zu weisen, empfahl Kassierer Hans-Werner Heißmann-Gladow ein verblüffend einfaches Prinzip: »Jeweils zwei Gäste im Publikum tun sich zusammen und werben einen Dritten als Mitglied.«
Zum Auftakt begrüßte die stellvertretende Vorsitzende, Inge Selle, zahlreiche Ehrengäste, darunter den einstigen Intendanten Heiner Bruns, Mitglieder des Kulturausschusses, Wolfgang Schild von den Theater- und Konzertfreunden sowie Vertreter zahlreicher lokaler Institutionen.
Im Anschluss an die Feierstunde führte Intendant Michael Heicks in das Programm der Operetten-Gala ein. Es erklangen die beliebtesten Melodien von Kálmáns »Zirkusprinzessin« bis zu Lehárs »Lustiger Witwe«.

Artikel vom 18.04.2005