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Oldentrup sperrt sich: Ehe
mit Heepen ist geplatzt

Kirchengemeinde mit harscher Kritik an Fusionsplänen

Bielefeld (uko). Eine Fusion der Evangelischen Kirchengemeinden Oldentrup und Heepen wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Vehement haben sich Mitglieder der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldentrup gegen diese »Vernunftehe« ab 2007 ausgeprochen. Superintendentin Regine Burg zog gestern die Pläne des Kirchenkreises zurück: »Ich wünsche der Gemeinde nun ganz viel Kraft.«

Dabei hatte besonders Klaus-Peter Johner vom Kirchenkreis Bielefeld eingangs der Versammlung im Gemeindehaus an der Siekstraße ein düsteres Zahlengemälde entworfen. Die Mitgliederzahlen seien von (im Jahr 1969) 190 000 auf zuletzt nur noch 114 500 gesunken, und damit liege Bielefeld »leider über dem Landesurchschnitt«. Damit einher gehe der »dramatische« Schwund der Kirchensteuereinnahmen. Die Finanzgemeinschaft der Bielefelder Kirchengemeinde verfüge nur noch über 7,32 Millionen Euro, das entspreche einem Rückgang von sechs Millionen Euro seit 1999. Johner: »Die Zahl der evangelischen Erwerbstätigen nimmt ab.«
Superintendentin Regine Burg zog in ihrem Plädoyer für eine »Zweckehe« mit der Kirchengemeinde Heepen den Schluss: »Wir leben in einem heftigen Veränderungsprozess.« Seit drei Jahren werde im Kirchenkreis das »Nachbarschaftskonzept diskutiert«. Wie in einer Ehe »gibt man viele Dinge auf, aber man gewinnt auch Neues dazu«. Die Pfarrer Cornelia Mader (Heepen) - »wir wollen nichts plattmachen« - und Claus Carstensen - »sind in einer misslichen Lage« - warben in ihren Statements für den Zusammenschluss, allein die Gläubigen versagten den Kirchenoberen die Gefolgschaft.
Hieß es in Redebeiträgen zunächst nur, man wolle »so lange wie möglich selbständig bleiben«, so blieb jede Zurückhaltung außen vor, als auch Pastor Carstensen durch die Fusion keine Besserung der Finanznot erwartete. Die Abneigung gegen »das große Heepen« wurde dagegen klar und ungeschminkt zum Ausdruck gebracht, denn: »Von Versprechen halten wir gar nichts«, sagte ein Gemeindemitglied. Gute Nachbarschaft mit Heepen gehe noch an, erklärte ein früherer Presbyter, »aber die Kasse bleibt in Oldentrup«. Überdies bestehe schon die Befürchtung, dass die Oldentruper Kirche »abgeschlosen und verhökert wird«.
Die »Chance auf Eigenständigkeit« sei eng mit dem Willen zur Kreativität verknüpft, mahnte ein Sprecher und diesen Faden nahm die Gemeinde letztlich unter lautem Beifall dankbar auf. Die Mitglieder müssten »in die Puschen kommen« oder »selig arm sterben«, warnte ein Kritiker.
Pastor Carstensen ruderte daraufhin als erster zurück: »Gegen so viel Widerstand können wir nicht angehen«, sagte er. Auch die Superintendentin kapitulierte vor diesem Engagement und sie wünschte »ganz viel Kraft«. Schließlich beugte sich auch die Heeper Pastorin, die lediglich noch auf »gute Nachbarschaft« hoffte. Das kurze wie prägnante Schlusswort formulierte Claus Carstensen: »Wir werfen die bisherigen Planungen über den Haufen.«

Artikel vom 18.04.2005