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Liebe ohne Leidenschaft

Petersburger Staatsballett on Ice zeigt »Schwanensee«

Von Katrin Heine
Bielefeld (WB). Mit üppigem Bühnenbild und prächtigen Kostümen präsentierte das »St. Petersburger Staatsballett On Ice« seine Adaption von Tschaikowskis »Schwanensee«. Immer wieder unterbrochen vom begeisterten Applaus des Publikums schwebte das Ensemble auf gut 60 Kufen über die Bühne der Stadthalle, die sich für diesen Abend in eine spiegelglatte Eisfläche verwandelt hatte.

Statt des Quietschens des Bühnenbodens beim Ballett hörten die Zuschauer das Knirschen auf dem Eis. Elegant schwebten die Darsteller auf Schlittschuhen über die Bühne. Mit Ballett hatte das Ganze allerdings nur wenig zu tun - auch, wenn das Programmheft die weitgehende Beibehaltung der klassischen Ballettchoreografie lobte. Die meisten Mitglieder des Ensembles kommen aus dem professionellen Eiskunstlauf und lernten erst nach ihrer Profikarriere die Elemente des klassischen, russischen Balletts kennen. Das zeigte sich auch in ihrer Vorstellung.
Die Eisbühne allerdings, die zwar 200 Quadratmeter misst, aber damit nur ungefähr so groß wie ein Tennisplatz ist, bot auch nur wenig Raum für ihr Können, das auf diesem Element sicherlich unbestritten ist. So wirkte »Schwanensee on Ice« immer wieder lahm und leidenschaftslos. Die Choreografien der Solisten als Prinz Siegfried und Odetta beziehungsweise Odilia, als Zauberer Rotbart und als Hofnarr hoben sich immer wieder mal wohltuend von den recht einfachen Tänzen des Ensembles ab. Als »Corps de Ballet« hatte dieses nur wenig Platz zur Entfaltung. Hebefiguren und Sprünge setzte Konstantin Rassadin, der leitende Choreograf des St. Petersburger Staatsballett on Ice, leider nur sparsam ein und nahm so immer wieder das Tempo aus seiner Aufführung.
Die unglückliche Liebesgeschichte von Prinz Siegfried und der in einen Schwan verwandelten Prinzessin Odetta schlug das Bielefelder Publikum trotzdem in seinen Bann. Das klassische Ballett mit der Musik des Russen Peter Illich Tschaikowski hielt sich in der Geschichte in zwei Akten und vier Szenen nah am erfolgreichen Original und nahm die Zuschauer gefangen. So verziehen sie auch die Eis-Choreografie mit wenigen Höhepunkten.

Artikel vom 18.04.2005