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»Ich laufe keinen
anderen Klubs nach«

Trainer-Theater: Arminias 1:1 gerät zur Nebensache

Von Werner Jöstingmeyer
Dortmund (WB). Arminias verdientes, aber doch glückliches 1:1 im Dortmunder Westfalenstadion wurde nach dem Abpfiff schnell zur Nebensache. Die Personalie Rapolder stand im Mittelpunkt. Seine in einem Zeitungsinterview geäußerte vage Wechselabsicht rückte stärker in den Mittelpunkt, als die keineswegs berauschende Partie vor 79 400 Zuschauern.

Uwe Rapolders Spielanalyse fiel denn auch ziemlich knapp und treffend aus: »Wir haben uns nicht versteckt. Dieser eine Punkt gibt Sicherheit und ist zugleich ein Motivationsfaktor für das Bayern-Spiel.« Danach redete der DSC-Coach in eigener Sache und dementierte vehement, dass er bisher mit irgendeinem Klub Verhandlungen geführt habe. »Es ist nicht mein Stil hinter dem Rücken der Kollegen Verhandlungen zu führen. Außerdem habe ich in Bielefeld einen Vertrag bis 2007«, ärgerte er sich über angeblich falsch wiedergegebene oder falsch verstandene Interview-Passagen. Es sei jetzt der Eindruck entstanden, dass er anderen Vereinen nachlaufe. »Das tue ich aber nicht«, versicherte der 46-Jährige und entschuldigte sich vor allem bei seinem momentanen Arbeitgeber. »Es tut mir leid für Arminia.«
Das Interview in der Frankfurter Rundschau sei biografisch-spezifisch und habe keinen Gegenwartsbezug, stellte Rapolder fest und merkte an, dass sein geäußerter Traum, einmal 50 000 Menschen in einem Stadion mit attraktiven Erlebnis-Fußball unterhalten zu wollen, vor allem in Köln falsch verstanden worden sei. »Ich habe bereits 99 Mal dementiert, dass ich mit dem 1. FC verhandelt habe.« Anschließend entschuldigte er sich auch für ein weiteres Missverständnis beim Kollegen Huub Stevens. »Ich habe nie gesagt, dass man in Köln eine ganz neue Mannschaft zusammenbasteln müsse, die dem Wettbewerb in der ersten Liga auch standhalte. Richtig ist, dass ich in Köln mit meiner Philosophie wieder ganz neu anfangen müsste.«
Der momentane Coach des 1. FC Köln hatte in einer Boulevardzeitung gewettert: »Das, was Rapolder macht, ist ein ganz schlechter Stil. Wenn sich ein Kollege so äußert, ist das einfach unverschämt.« Rapolder war die ganze Angelegenheit sehr peinlich. Er versprach in Dortmund, den Kölner Kollegen Stevens anzurufen, um die Sache aus der Welt zu räumen. Zudem verzichtete er gestern demonstrativ auf den beabsichtigten Besuch des Zweitligaspiels in seinem Wohnort Ahlen zwischen LR Ahlen und dem Spitzenreiter 1. FC Köln.
Arminias Präsident Hans-Hermann Schwick und Geschäftsführer Roland Kentsch, die noch am Freitag nach dem Vorabdruck einiger Interview-Passagen mit Uwe Rapolder intensiv darüber diskutiert hatten, erklärten unisono: »Unser Trainer muss sich den Vorwurf gefallen lassen zu einer Unzeit unnötige Diskussionen ausgelöst zu haben.« Sie kündigten weitere Gespräche mit ihm an. Kentsch' Empfehlung: »Herr Rapolder wäre gut beraten, wenn er mindestens noch ein Jahr in Bielefeld bliebe, um seine gute Arbeit zu bestätigen.«
Dem Westfalenderby in Dortmund merkte man den ganzen Wirbel nicht an. Bis zur Halbzeit war der BVB eindeutig spielbestimmend. Dem Führungstreffer von Florian Kringe nach Kollers Musterpass war erneut ein schwerer Patzer von Marcio Borges vorausgegangen. »Wir hätten das 2:0 nachlegen müssen, aber unsere Stürmer waren nicht gierig genug«, befand BVB-Coach Bert van Marwijk.
Bis auf einen abgefälschten Gabriel-Schuss, den BVB-Keeper Weidenfeller über die Querlatte drehte, besaß Arminia bis zur Pause keine Chance, zumal über die rechte Außenbahn (Duro/Lense) herzlich wenig passierte.
Mit den Einwechselungen von Pinto für Duro und Boakye für Dammeier wurde Arminia mutiger. »Es kam mehr Leben ins Spiel«, befand Rapolder. Der Ghanaer Isaac Boakye verwertete denn auch Lenses gefühlvolle Rechtsflanke mit dem Kopf zum verdienten Ausgleichstreffer. Buckley hatte zuvor den Zweikampf gegen Metzelder gewonnen und Lense klasse in Szene gesetzt.
Selbst Borussen-Kapitän Christian Wörns lobte nach dem Abpfiff Arminias Disziplin: »Die Bielefelder waren topfit und bewiesen einen guten Mannschaftsgeist.«
Lesen Sie einen großen Bericht über Arminias Gastgeber Borussia Dortmund auf der Sportseite 4.

Artikel vom 18.04.2005