16.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jugend sündigt
bei der Sprache

»Variantenwörterbuch« vorgestellt

Berlin (dpa). Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, hat in der jüngeren Generation ein »unterkühltes Verhältnis« zur eigenen Muttersprache beklagt.
Sieht Anglizismen als unnötige Anbiederung: Jutta Limbach vom Goethe-Institut. Foto: dpa
»Sprache ist Kultur und spiegelt kulturelle Eigenheiten eines Landes wider«, sagte Limbach am Freitag in Berlin bei der Vorstellung des »Variantenwörterbuch des Deutschen«, eines 12 000 Wörter und Wendungen umfassenden Wörterbuchs, das regionale Besonderheiten auflistet. Es erfasst Deutschland, Österreich, die Schweiz, Liechtenstein, Ostbelgien und Südtirol.
Der Erhalt der Mehrsprachigkeit in Europa sei nicht nur der vielschichtigen Tradition des Abendlandes geschuldet, sondern sei auch eine Kampfansage an die um sich greifende Manie der Anglizismen in allen Sprachen, sagte Limbach. Bei größeren Veranstaltungen in Deutschland gebe es eine »geradezu anbiedernde Bereitschaft«, auf die eigene Sprache zu verzichten, um internationl zu wirken.
Wie das Variantenwörterbuch zeigt, ist der bundesdeutsche Korinthenkacker bei den Österreichern ein Tüpferlreiter und bei den Schweizer Nachbarn ein Tüpflischeißer, die Fahrerflucht wird bei den Eidgenossen zur Führerflucht und die Abschiebung zur Ausschaffung. Ob Sahne den Kuchen krönt oder Rahm, auch darüber entscheidet die Region. Ebenso, ob man eine Bulette, Frikadelle oder ein Fleischpflanzerl verspeist.

Artikel vom 16.04.2005