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Inferno in einem Pariser Hotel

Mindestens 20 Menschen kommen bei verheerendem Brand ums Leben

Paris (dpa). Bei dem verheerendsten Brand in Paris seit mehr als drei Jahrzehnten sind in der Nacht zum Freitag in einer einfachen Hotelpension mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern sind zehn Kinder, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.Eine Überlebende der Katastrophe sitzt mit leerem Blick neben einem Sanitäter. Fotos: Reuters/dpa

Bergungsfachleute suchten in den nur schwer zugänglichen oberen Stockwerken des Hotels »Paris-Opéra« den ganzen Tag über nach möglichen weiteren Opfern des Infernos.
Nach dem Ausbruch des Feuers in den Nachtstunden war es in dem brennenden Hotel zu Panikszenen gekommen.
Pensionsgäste stürzten sich in Todesangst aus den Fenstern auf die schmale Rue de Provence hinter dem Luxuskaufhaus »Galeries Lafayette«. Der folgenschwerste Brand in Frankreich seit dem Feuer im Montblanc-Autobahntunnel im März 1999 mit 39 Toten traf vor allem afrikanische Einwanderer mit vielen Kindern.
Durch das sich rasch ausbreitende Feuer mit äußerst starker Rauchentwicklung wurden elf Menschen schwer und 42 leicht verletzt. Die Brandursache ist ungeklärt, nach den Angaben der Polizei ist sie allerdings wohl nicht auf einen »kriminellen Akt« zurückzuführen.
»Als ich angerannt kam, da sprangen sie schon aus den Fenstern«, berichtete der Brandschutzbeauftragte des Lafayett-Kaufhauses, Alfred Millot. Er war um 2.20 Uhr alarmiert worden. »Ich habe die Leichen gesehen, verkohlte Fenster, Leute, die um Hilfe schrien. Manche haben ihre Kinder aus dem ersten Stock geworfen.« Nur mühsam konnten sich die Brandbekämpfer und Bergungsmannschaften in die beiden letzten Stockwerke vorarbeiten, die einzustürzen drohten. Genau dort aber vermuteten und fanden sie noch mehrere verkohlte oder erstickte Pensionsgäste - denn viele waren verzweifelt vor Flammen und Rauch nach oben gehetzt. Das Treppenhaus diente dem Feuer als eine Art Kamin. »Es hätte weniger Tote gegeben, wenn sie in ihren Zimmern geblieben wären«, meinte einer der Feuerwehrleute bekümmert.
Mehrere Menschen zogen sich vielfache Verletzungen zu, als sie sich in Panik aus den Fenstern stürzten. Das sechsstöckige Hotel im neunten Stadtbezirk hatte den Feuerwehren zufolge nur eine Treppe und einen Ausgang. In der schlichten Hotelpension unweit der Großkaufhäuser wie »Galeries Lafayette«, der Oper Garnier und des Bahnhofs Saint-Lazare hatten die Stadt und Sozialämter vor allem kinderreiche afrikanische Einwandererfamilien untergebracht.
Mit dem Großaufgebot von 240 Feuerwehrleuten und knapp 60 Löschfahrzeugen gingen die Pariser Feuerwehren gegen das Flammeninferno vor. Dabei verletzten sich auch drei Feuerwehrleute. Verletzte Pensionsgäste wurden zunächst in dem bekannten Kaufhaus Lafayette notdürftig betreut und dann in Krankenhäuser gebracht.

Artikel vom 16.04.2005