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Nervenflattern vom »Punkt«

Handball-Regionalliga: HSG Bielefeld - OSC Rheinhausen 26:26 (16:14)

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Wer knapp zwei Minuten vor dem Abpfiff mit 24:26 im Hintertreffen liegt und bei diesem Spielstand noch einen Siebenmeter (Bierhake) verwirft, der hat eigentlich alle Aussichten auf einen Teilerfolg verwirkt. Es spricht für die Moral des mehr denn je vom Abstieg bedrohten Handball-Regionalligisten HSG Bielefeld, dass er dem OSC Rheinhausen dank zweier Treffer von Michael Bierhake wenigstens noch ein 26:26 (16:14) abtrotzen konnte. Die Gefühlslage nach dem dramatischen Verlauf war unterschiedlich.

Alexandros Katsigannis sprach zurecht von einem »Spiel der vergebenen Chancen«. Schließlich zeigten Boy (32.), Mylius (41.), Katsigiannis (50.) und eben Bierhake (55.) vom Siebenmeterpunkt Nerven und vergaben. Hinzu gesellten sich sieben »Freistehende«, die nicht im OSC-Netz untergebracht werden konnten.
Die HSG ging hochmotiviert und mit dem Wissen in die Partie, dass am Vortag die Mit-Kellerkinder TuS Niederpleis (39:26) und TV Korschenbroich (31:30) siegreich waren. Derweil Michael Boy zunächst auf der Bank saß, führte Sven-Eric Husemann Regie. Auch wenn besonders bei Dennis Gote hinten die ein oder andere Lücke klaffte, so war das stolze HSG-Polster in Minute 13 schon auf 10:5 angewachsen. Beim 12:8 hatte Alexandros Katsigannis schon fünf Mal getroffen und wurde fortan von Benner in Manndeckung genommen.
Mit Rheinhausens offensiver Abwehr kamen die Hausherren nicht klar. Der Spielfluss geriet erheblich ins Stocken. Wie gewonnen, so zerronnen. Nach Bierhakes Gegenstoßtor zum 16:11 konnte der OSC mit freundlicher Unterstützung der viel zu ungeduldigen Bielefelder auf 14:16 verkürzen.
Die Hektik dauerte an. Zwar konnte die HSG die Führung zunächst verteidigen, doch die Quote der vermeidbaren Fehler wuchs. Als beim Spielstand von 19:18 Torsten Heil zwischen die Pfosten wechselte, keimte neue Hoffnung auf. Dank seiner Paraden wuchs der Vorstand wieder auf 22:19 (Boy, 49.) an.
Dann nahm das Unheil seinen Lauf. Ausgerechnet Torsten Langwald, von den Zuschauern in der Halle ob seiner ständigen Nörgeleien zum Buhmann auserkoren, glückte in der 55. Minute die erstmalige Führung für Rheinhausen - 24:23. Aufgrund des nie nachlassenden Willens, die Halle nicht mit leeren Händen zu verlassen - siehe oben - stellte Linksaußen Bierhake 33 Sekunden vor Schluss den Endstand her.
»Wir waren 50 Minuten die bessere Mannschaft und hätten einen Sieg verdient gehabt«, grämte sich Carl-Moritz Wagner, wusste den Punkt aber auch als »glücklich« zu werten. »Wir haben den Torwart zum Weltmeister geschossen. Das tut unheimlich weh«.
Auch Kapitän Michael Boy sah lieber die glänzende Seite der Medaille: »Solche Spiele hätten wir in den letzten Wochen verloren«. Alex Katsigiannis freute sich zwar: »Der Bann ist gebrochen«, wusste aber auch: »Dieser eine Punkt ist zu wenig«.
Heinrich Rödding, der mit auf der HSG-Bank saß, um so Geschlossenheit zu demonstrieren, machte das Remis an der schlechten Chancenverwertung der HSG fest. »Das war heute ein Spiegelbild der gesamten Saison. Wenn wir nach hinten raus nervös werden, fehlt uns die Sicherheit, um Akzente zu setzen«.
Heiko Holtmann (»Der Spielverlauf ist immer gleich, die Fehler sind immer die gleichen. Es fehlt uns was vom Handball-ABC«) hatte sein Team im Training auf die offene Deckungsvariante des Gegners eingestellt. »Wir wollten das Spielfeld bei fünf gegen fünf breit aufteilen. Ich habe Michael Bierhake gefragt, was wir in der zweiten Halbzeit umgesetzt haben von dem, was besprochen war. Seine Antwort war: »Nichts«.
Kopfsache. Mutmaßt Rödding: »Es ist wohl so, dass einige Spieler nicht aufnahmefähig sind«.
HSG Bielefeld: Knop/Heil (42.-54) - Bierhake (6), Glüer (2), Husemann (2), Mylius, Volmer (1), Boy (4/3), Wagner (1), Katsigiannis (6), Gote (4).
Der Spielfilm: 1:1 (1.), 4:1 (4.), 6:2 (7.), 8:4 (11.), 10:8 (17.), 12:8 (18.), 15:10 (25.), 16:11 (27.), 16:14 (30.), 18:15 (37.), 19:18 (42.), 22:19 (49.), 22:21 (51.), 23:23 (54.), 23:25 (56.), 24:26 (57.), 26:26 (30.).
Zuschauer: 300.

Artikel vom 18.04.2005