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Einzelhandel sieht schwarz

Tarifrunde beginnt diesen Freitag

Düsseldorf/Frankfurt (dpa). Vor Beginn der Tarifrunde für den deutschen Einzelhandel haben die Arbeitgeber auf die anhaltend schlechte Lage in der Branche hingewiesen. Die Konsumflaute mit Umsatzeinbußen und Stellenabbau wird sich demnach 2005 fortsetzen.

»Nach unseren vorsichtigen Schätzungen werden wir ein viertes Mal in Folge ein Jahr mit negativem Vorzeichen erleben«, sagte der Präsident des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hermann Franzen, gestern in Düsseldorf. Auch beim Stellenabbau sei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Die Tarifrunde für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten des Einzelhandels beginnt an diesem Freitag in Frankfurt mit regionalen Verhandlungen in Hessen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert Einkommenserhöhungen von 3,5 Prozent und einen Mindestlohn von 1500 Euro. Die Arbeitgeber verlangen wegen der Konsumflaute im Einzelhandel eine Nullrunde. Bei den Tarifverhandlungen gebe es »nichts zu verteilen«, sagte der HDE-Präsident. »Wir brauchen im Einzelhandel vielmehr unbedingt differenzierte Tarifverträge mit Härteklauseln für Unternehmen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden«.
Der Fachbereichsleiter Handel von ver.di Hessen, Bernhard Schiederig, wies die Forderungen der Arbeitgeber zurück. »Es gibt keine Veranlassung, bestehende Tarifverträge zu verschlechtern«, sagte Schiederig. Sollten die Arbeitgeber auf ihren Forderungen bestehen, könne er Streiks nicht ausschließen. Von den Löhnen und Gehältern im Einzelhandel könnten viele Menschen heute schon nicht mehr leben. »Es ist an der Zeit, Armut in Arbeit zu verhindern«, sagte Schiederig. Deshalb wolle ver.di in dieser Tarifrunde ein Mindesteinkommen von 1500 Euro durchsetzen.
Nachdem die Einzelhändler 2004 etwa 30000 Stellen einsparten, rechnet der HDE in diesem Jahr mit einem weiteren Rückgang in ähnlicher Größenordnung. Beim Umsatz werde die Branche auf das Jahr 1992 zurückfallen. Nachdem die Einzelhandelsumsätze 2004 um 1,6 Prozent auf 365 Milliarden Euro schrumpften, erwartet der HDE in diesem Jahr ein Minus zwischen 0,5 und 0,75 Prozent. »Das wären 13 Jahre Wachstumspause im deutschen Einzelhandel«, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel. In diesem Zeitraum seien 250000 Arbeitsplätze abgebaut worden.

Artikel vom 15.04.2005