18.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der mit dem dreckigen Hemd gewinnt

Nach dem 1:2 bei Hansa Rostock hakt der VfB Stuttgart den Titel ab

Rostock (dpa). Der VfB Stuttgart hat seine Meisterschaftsträume ad acta gelegt. Nach einer desolaten Leistung und dem verpassten Sprung auf Tabellenplatz zwei wollen sich die Schwaben nur noch auf die Qualifikation für die Champions League konzentrieren.
»Das Gerede um die Meisterschaft hat den einen oder anderen vielleicht gelähmt. Das können wir nun abhaken. Jetzt müssen wir Zweiter oder Dritter werden«, sagte VfB-Routinier Markus Babbel nach der 1:2-Pleite beim Abstiegskandidaten Hansa Rostock. Die Hanseaten hingegen, die mit dem dritten Heimsieg in Serie den ersten Erfolg gegen den VfB seit knapp sechs Jahren feierten, schöpfen wieder Hoffnung im Kampf gegen den Abstieg.
Stuttgarts Trainer Matthias Sammer, der mit seiner Mannschaft zuletzt fünf Partien in Serie gewann, hatte vor dem vermeintlich schwachen Gegner gewarnt. Doch nach den glanzvollen Siegen gegen Meister Bremen und Schalke 04 stießen die Worte offenbar auf taube Ohren. »Am Ende gewinnt der, der das dreckigere Hemd hat. Und die Rostocker waren am Ende schmutziger als wir«, ging er nach dem spielerischen und kämpferischen Offenbarungseid mit seinen Mannen, die durch Cacau (46.) nur zum Ausgleich kamen, hart ins Gericht. »Wir haben zu wenig investiert. Was will man da erklären, wenn man so einen Käse spielt.«
Der für seine schonungslosen Worte und Analysen bekannte Sammer wollte nach der Partie keine Ausreden gelten lassen. »Wer versucht, nach Ausreden zu suchen, ist fehl am Platz. Ich will vom Team nur hören, dass es die Ärmel hochkrempelt und in der nächsten Woche die richtige Reaktion zeigt«, nahm er seine Spieler in die Pflicht. Auch für Babbel ist wichtig, »nach dem Hinfallen wieder aufzustehen. Gegen Wolfsburg müssen wir gewinnen«, sagte der Ex-Nationalspieler.
Die von vielen schon abgeschriebenen Rostocker, die durch Treffer von Marcus Allbäck (39.) und Rade Prica (74.) zum verdienten Erfolg kamen und zu Hause seit dem 11. Dezember 2004 ungeschlagen sind, haben mit dem sechsten Saisonsieg wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. »Es gibt den FC Hansa Rostock noch. Wir haben mit Leidenschaft und Durchsetzungsvermögen gespielt und verdient gewonnen«, resümierte Trainer Jörg Berger, der mit dem Einsatz des schon als Fehlinvestition abgestempelten Allbäck ein gutes Händchen bewies. Der Schwede, der zuletzt am 11. Dezember getroffen hatte, kündigte an: »Wir geben uns nicht auf.«

Artikel vom 18.04.2005