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Sexuelle Nötigung: TuS Ost reagiert

Neue Aufgabe für Ex-Jugendwart

Von Frederic Gast
Bielefeld (WB). Ein heikler Vorfall beschäftigte Ende 2004 nicht nur die Gemüter der Bielefelder Fußballszene. Beim TuS Ost wurde auf einer Mannschaftsfahrt, die bereits Anfang des Jahres stattgefunden hatte, ein Jugendlicher sexuell von seinen Teamkameraden genötigt. Lange wurde über das Geschehen der Mantel des Schweigens gelegt, bis es schließlich im November 2004 doch ans Tageslicht kam.

Seitdem ist viel passiert beim TuS Ost. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 13. Dezember beschloss der Vorstand ein Maßnahmenpaket, mit dem Ziel, dass so etwas in Zukunft nicht noch einmal vorkommen darf.
Im Mittelpunkt steht hierbei die Schulungsmaßnahme »Gewalt hat bei uns keine Chance«, an der Trainer und Betreuer der Jugendabteilung teilnehmen. Geleitet werden die insgesamt vier Seminare, von denen die ersten bereits an drei Montagen von 18 bis 21 Uhr stattfanden, von Diplompädagoge Achim Klatt und Diplompsychologe Jens Kersting von der Kulturwerkstatt sowie von Torsten Werner, Schiedsrichter und Mediator des Fußballkreises. Das vierte und vorerst letzte Seminar ist auf zwei Tage verteilt (29./30. April) und wird inklusive Übernachtung in der Bildungsstätte Einschlingen in Quelle abgehalten.
Zusätzlich wird eine Schulung für die A-Jugendlichen vorbereitet (27./28. Mai), an der auch Erziehungsberechtigte und Betreuer teilnehmen können. Thema soll bei diesem Treffen vor allem der Teamgedanke sein. »Wir haben aus der Jugendabteilung bereits drei Viertel Zusagen für das Wochenende, die Resonanz auch bei den Eltern ist sehr groß«, freut sich Kassenwart Carsten Schmidt über das rege Interesse. Es sollen drei Abendtermine ab Juni folgen.
Finanziert wird das Programm aus Eigenmitteln des TuS Ost sowie aus Sponsorgeldern der Gemeinschaftsstiftung »Freie Scholle«. Eine Zusage für Förderung gibt es zudem vom Landesjugendamt. Es fehlen noch 3000 Euro um die Ausgaben von 14 000 Euro decken zu können.
Trotz dieser Summen wird das Projekt vor allem durch das vorbildliche Engagement der ehrenamtlichen Helfer ermöglicht. »Das ist schon ein riesiger Zeitaufwand, den wir betreiben, fragen sie mal meine Frau«, bemerkt Jugendleiter Otto Zimmermann, um hinzuzufügen, dass er es gerne macht: »Man bekommt auch eine Menge zurück.«
Bisher beispiellos ist wohl das Vorgehen des TuS Ost gegenüber seinem Ex-Jugendwart, der nach den Vorfällen aus dem Verein ausgetreten war. Er soll in naher Zukunft wieder eine Funktion im Seniorenbereich des Clubs bekommen. »Konfliktlösung besteht nicht immer darin, sich zu trennen, wir sind den schwierigeren Weg gegangen. Er hat die Fehler, die er gemacht hat, eingesehen«, erzählt Torsten Werner. Und Achim Klatt ergänzt: »Das ist schon eine Leistung, in den meisten Fällen geht sowas nicht gut.«

Artikel vom 18.04.2005