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Alzheimer-»Bremse« entdeckt

Mit neuem Medikament lässt sich Ausbruch der Krankheit hinausschieben

Boston (dpa). Der Ausbruch der gefürchteten Gedächtnisschwäche Alzheimer lässt sich mit einem Medikament möglicherweise erstmals um mehrere Monate hinausschieben.

In einer Studie an Patienten mit »leichten kognitiven Beeinträchtigungen« führte der Wirkstoff Donepezil dazu, dass die Demenzerkrankung später diagnostiziert wurde als bei nicht behandelten Probanden, berichten amerikanische Ärzte. Stoppen lasse sich die Krankheit jedoch auch mit diesem Medikament noch nicht.
Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr bis zu 200 000 Menschen neu an dem Demenzleiden, das vor allem Ältere trifft. Weltweit sind es nach Zahlen des Kompetenznetzes Demenzen 2,5 Millionen.
Nicht alle Patienten, die unter »leichten kognitive Beeinträchtigungen« leiden, entwickeln im Laufe ihres Lebens Alzheimer. Die Forscher um Ronald Petersen von der Mayo-Klinik in Rochester (Minnesota) hatten in ihrer Studie insgesamt 769 dieser Patienten über drei Jahre mit Donepezil, Vitamin E oder einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt.
Diejenigen Probanden, die das Medikament Donepezil bekamen, hatten im ersten Jahr ein geringes Risiko, an Alzheimer zu erkranken, als die Patienten aus der Placebo-Gruppe. Vitamin E beeinflusste den Zeitpunkt des Auftretens von Alzheimer nicht. Wie die Forscher weiter fanden, zahlte sich die Behandlung insbesondere für diejenigen Patienten aus, die in ihrem Erbgut ein bestimmtes Gen mit dem Namen Apolipoprotein E4 trugen. Bei ihnen verzögerte das Medikament den Ausbruch der Erkrankung um bis zu drei Jahre. Aus früheren Untersuchungen war bekannt, dass dieses Gen mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden ist.
Insgesamt war die Zahl an Alzheimer-Patienten am Ende des Untersuchungszeitraumes in allen Gruppen gleich hoch. Die Ergebnisse rechtfertigten keine klare Empfehlung für eine generelle Vorbeugung mit Donepezil bei Menschen mit »leichten kognitiven Beeinträchtigungen«, betonen die Wissenschaftler. Mehr als auf das Medikament selber setzen die Forscher auf das zu Grunde liegende Konzept, dass sich in ihrer Studie andeutet: schon früh zu versuchen, den Ausbruch der Krankheit möglichst lange aufzuhalten. Ihre Untersuchung bilde die Grundlage, um künftig in dieser Hinsicht auch andere Medikamente zu testen.
Donepezil ist ein so genannter Acetycholinesterase-Hemmer. Der Wirkstoff verzögert den Abbau des Nervenbotenstoffs Acetylcholin. Der Mangel an diesem Botenstoff im Gehirn von Alzheimer Patienten macht sich durch zunehmende Lern- und Gedächtnisstörungen bemerkbar.
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Artikel vom 15.04.2005