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Auffälliger Willy-Brandt-Platz im Visier

In diesem Jahr ereigneten sich dort bereits 49 Unfälle: Jetzt ist der Verkehrsplaner gefordert

Von Jens Heinze und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Das Wort »Unfallschwerpunkt« will Polizeirat Stefan Mühlbauer nicht aussprechen. Für den stellvertretenden Straßenverkehrs-Dezernenten der Ordnungshüter ist der Willy-Brandt-Platz jedoch ein »unfallauffälliger Bereich«. Oder deutlich ausgedrückt: Im Kreisverkehr zwischen Herforder-/Feilen- und Paulusstraße kam es von Januar bis März 2005 bereits zu 49 Karambolagen.

Damit es über das ganze Jahr gesehen nicht noch insgesamt 200 Unfälle (50 pro Quartal) werden, ist nun erneut das Planungsbüro aus Hannover gefragt, das die Verkehrsführung für den im Sommer vergangenen Jahres neugestalteten Willy-Brandt-Platz erarbeitet hat. Am 3. Mai, wenn Vertreter von der Stadtverwaltung und von der hiesigen Polizei zur so genannten Verkehrskommission zusammen treten, um über die Lösung von Straßenverkehrsproblemen in der Großstadt zu diskutieren, sollen endlich Vorschläge zur künftigen Verkehrsführung auf einem der am meisten befahrenen Plätze Bielefelds vorliegen.
Dass es so wie bislang nicht auf der Fläche zwischen Herforder-/Feilen- und Paulusstraße weitergehen kann, ist sowohl Polizeirat Mühlbauer als auch Dr. Stefan Klotz, Abteilungsleiter Verkehrsplanung/Straßenverkehrsbehörde bei der Stadtverwaltung, klar. 16 Unfälle pro Monat - das spräche dafür, »dass die Fahrspurgestaltung auf dem Willy-Brandt-Platz für die Autofahrer missverständlich sein könnte«, räumt Mühlbauer ein. Die eigene Statistik der Ordnungshüter untermauert das: Mehr als 90 Prozent der Karambolagen, bei denen seit Jahresbeginn zwei Menschen leicht verletzt worden sind, haben sich beim Fahrspurwechsel innerhalb des Kreisels zugetragen. 2004 gab es dort 60 Unfälle - 54 davon nach der Platzfreigabe nach Umgestaltung.
Warum die Bielefelder und die auswärtigen Autofahrer die neue Verkehrsführung über bis zu drei Fahrspuren hinweg nicht verstehen, es vor allem an der Einmündung zur Paulusstraße immer wieder »kracht«, dieses weiß der städtische Verkehrsplaner Dr. Klotz auch nicht: »Das kann man einfach nicht erklären.«
Aber vielleicht kann das nun erneut eingeschaltete Planungsbüro in Hannover Hilfestellung leisten. Dort liegt unter anderem ein Video vom Willy-Brandt-Platz vor, das im vergangenen Herbst über drei Tage hinweg das Verkehrsgeschehen dokumentiert hat. Die Auswertung dieser Filmaufnahmen soll »Einschätzungen über den Verkehrsverlauf und eventuell notwendige Änderungen der Markierungen für eine bessere Fahrspurführung« erbringen, so Klotz.
Außerdem will das städtische Amt für Verkehr jetzt auf dem Willy-Brandt-Platz noch einmal die Automassen zählen lassen. Denn wie viele Fahrzeuge nach Neugestaltung und Freigabe des Kreisverkehres seit Juli 2004 darüber rollen, das hat bis jetzt noch keiner ermittelt.

Artikel vom 15.04.2005