18.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Trainer Advocaat
muss nachdenken

Aber Gladbach vertraut ihm weiter

Mönchengladbach (dpa). Der Trainerstuhl von Dick Advocaat beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach steht auf wackligen Beinen.

Trotz der neuerlichen Rückendeckung des Präsidiums schloss der umstrittene Coach nach fünf sieglosen Spielen und akuter Abstiegsgefahr einen Rücktritt nicht aus. »Darüber musste ich nachdenken. Aber das wichtigste ist wie es mit dem Verein weitergeht und nicht mit mir«, sagte der Niederländer nach dem 1:1 gegen den Tabellennachbarn FSV Mainz 05. Die Clubführung war nach der Partie zu einem Krisengespräch zusammengekommen und sprach Advocaat das Vertrauen aus. »Wir sind davon überzeugt, dass wir die Situation in dieser Konstellation schaffen«, erklärte Sportdirektor Christian Hochstätter.
Dennoch stehen die Zeichen für den renommierten und mit einem Vertrag bis 2007 ausgestatteten Trainer ungünstig. Beim Publikum unbeliebt und von den Spielern unverstanden gibt Advocaat eine Bilanz von nur vier Siegen aus 18 Spielen wenig Argumente. Bis auf Torhüter Kasey Keller hat zudem keiner der sieben Neuverpflichtungen im Winter eingeschlagen. Im viel zu großen Kader herrscht Unruhe, drei Spieler wurden bereits aussortiert, andere wandern auf die Tribüne und kehren plötzlich in die Startelf zurück. Zudem trudelt die völlig verunsicherte Mannschaft, die zum zweiten Mal in Serie in einem Heimspiel in letzter Sekunde den Ausgleichstreffer hinnehmen musste, bedrohlich den Abstiegsrängen entgegen.
Dabei schien das Team nach dem sehenswerten Führungstreffer von Nationalspieler Oliver Neuville (51.) auf einem guten Weg. Doch mit der letzten Aktion des Spiels schaffte Michael Thurk in der Nachspielzeit den verdienten Ausgleich für die gut aufspielenden Mainzer. Advocaat: »Wenn man diese Fehler macht, passiert so etwas. Normalerweise muss man gewinnen, wenn man in der 91. Minute 1:0 führt.«
Die Gladbacher Profis nahmen ihren Trainer aus der Schusslinie. »Wir dürfen uns davon nicht beeinflussen lassen und müssen als Mannschaft Charakter und Stärke zeigen und uns vor den Trainer stellen«, sagte Kapitän Jeff Strasser. Viele Spieler loben auch die Trainingsarbeit und die taktische Schulung unter Advocaat. »Er ist ein Fachmann, nur hat er hier leider von Beginn an keine faire Chance bekommen«, sagte Sportdirektor Hochstätter, der trotz der prekären Lage an den Klassenverbleib glaubt. »Es ist uns zwar nicht gelungen, ein Kollektiv zu bilden, das harmonischen Fußball spielt. Aber von der Qualität kommen wir da unten raus.«

Artikel vom 18.04.2005