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Arminia nimmt Kringe den
Spaß an seinem Tor-Einstand

Mit dem Unentschieden verspielt Borussia Dortmund eine große Chance

Von Dirk Schuster
Dortmund (WB). Der arme Florian Kringe: Da schießt der junge Dortmunder endlich seinen lang ersehnten ersten Saisontreffer. Doch ein Dreier springt des Premierentores zum Trotz nicht heraus. Hätte die BVB-Abwehr im Bundesligaspiel gegen Bielefeld nur vier Minuten länger das zu Null gehalten, Kringe wäre der Borusse des Tages gewesen.

Matchwinner gegen Arminia? Kringe hätte es gut getan, wenn sein Tor im Derby das siegbringende für die West-Westfalen gewesen wäre. »Mir haben viele vorgeworfen, dass ich nicht treffe. Für mich war dieses Erfolgserlebnis darum enorm wichtig«, gewährte der 22-Jährige einen Einblick in seine Gefühlswelt. Kringe-Koller-Kringe: Diese deutsch-tschechische Co-Produktion sorgte nach 15 Minuten für Jubel im Westfalenstadion.
Doch statt der perfekten Welle mit den Südtribünen-Fans nach dem Spiel gab es nur ein stilles Abtauchen Kringes bei den Interviews. »Ich kann mir auch nicht erklären, warum wir den Sieg noch aus der Hand gegeben haben«, dominierte nach dem 1:1 gegen Arminia beim Torschützen Ratlosigkeit.
Kein Wunder: Der BVB hat mit dem Unentschieden gegen Bielefeld seine Chance auf die direkte UEFA-Cup-Qualifikation so gut wie verspielt. Berlin, Hamburg, Leverkusen - alle drei direkten Konkurrenten punkteten dreifach, nur Dortmund war einfach nicht in der Lage zu gewinnen. Dem Ruhrpott-Klub bleibt wohl nur der Umweg UI-Cup, um ins internationale Geschäft zu gelangen. »Das ist nach der verkorksten Hinrunde doch ein toller Erfolg«, wertete Kringe und klang, als versuchte er sich das enttäuschende Remis schönzureden.
»Wir haben eine sensationelle Rückrunde gespielt«, fügte der vor der Saison aus Köln zurückgeholte Mittelfeldmann an - niemand wollte ihm widersprechen. Wie auch? 24 Punkte aus zwölf Partien bedeuten für den BVB Platz zwei in der Rückrundentabelle. Nur die Bayern sind noch besser. Faktisch lediglich zwei Niederlagen im zweiten Saisonteil - gefühlt war aber auch das 1:1 gegen Bielefeld ein glatter Dortmunder Misserfolg. So sah es auch Linksverteidiger Dede: »Wir haben eine große Chance verpasst im Kampf um die direkte UEFA-Cup-Qualifikation.« Spielmacher Tomas Rosicky wollte ebenfalls nichts beschönigen. »Das war ein Rückschlag«, sagte der Tscheche, während Florian Kringe noch immer bemüht war, sich selbst zu trösten: »Ich glaube, dieses Ergebnis wirft uns nicht zurück.«
In der Tabelle tat es das mit Sicherheit, der Liebe ihrer Fans brauchen die Dortmunder aber nicht mehr hinterherzulaufen. Auch nicht nach dem bitteren 1:1 in der Schlussphase gegen Bielefeld. Mit ihren Anhängern sind die Spieler längst wieder per du, auf den Tribünen dreht den Stars in schwarz-gelb keiner mehr den Rücken zu. »Wir haben zwar kein Geld, aber die besten Fans der Welt«, hatten ein paar Hobby-Dichter auf der Südtribüne plakativ zum Ausdruck gebracht.
Es scheint, als hätten sich die Anhänger mit der schwierigen Finanzsituation ihres Herzensvereins arrangiert, ihr Geld pulvern sie jedenfalls nach wie vor wie selbstverständlich in ihren BVB. 79 400 Besucher (zirka 5000 davon aus Bielefeld) beim Spiel Achter gegen Zwölfter. Was für andere der sonntägliche Kirchgang, ist für Dortmunder nach wie vor der samstägliche Besuch im Fußballtempel Westfalenstadion.
Trotzdem: Weder die Fans für ihre Treue, noch die Mannschaft für ihre gute Rückserie werden mit der Direktqualifikation für den UEFA-Cup belohnt. Und mal ganz ehrlich: Besser als ein Tabellenachter haben die Borussen auch beim besten Willen nicht gespielt. Woran es den Dortmundern noch fehlt, brachte Kapitän Christian Wörns auf den Punkt: »Die Mannschaft muss fünf Minuten vor Schluss mit einem 1:0 im Rücken noch willensstärker sein, den Vorsprung ins Ziel zu bringen.«
Samstag gegen Kaiserslautern können die Dortmunder weiter daran arbeiten, ihren Ergebnisfußball zu perfektionieren. Dann garantiert wieder vor mehr als 70 000 Augenzeugen.

Artikel vom 18.04.2005