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Ein Gefühl wie unter Freunden

Stadtvilla wird zur Senioren-WG - TV-Unterhaltung und Denkanstoß

ARD, 20.15 Uhr: Heidelinde Weis (64) wollte es zuerst nicht wahr haben: Gerade sie soll eine Achtzigjährige spielen, dazu eine leicht spinnerte, die ständig auf den Besuch ihrer Tochter wartet?

Doch Regisseurin Christine Kabisch überzeugte sie: Es komme bei dieser Rolle nicht aufs Alter, sondern auf den Charakter an. »Sie hat mich richtig niedergeredet«, sagt Weis. Und jetzt gehört die Schauspielerin zum hochkarätigen Ensemble des ARD-Films »Neue Freunde, neues Glück« nach Leonie Ossowskis Bestseller »Die schöne Gegenwart«. Außerdem dabei: Monika Peitsch, Tatjana Seibt, Kornelia Boje, Ernst Jacobi, Dieter Kirchlechner und Martin Lüttge.
Im Mittelpunkt als Nele Ungureit steht Christiane Hörbiger. Neles Ehe ist nach 35 Jahren gescheitert, und nun will sie um keinen Preis eine ererbte Villa verkaufen, so sehr ihr Sohn und ihr »Ex« sie auch dazu drängen. Lieber richtet sie hier eine Altenkommune ein, wo die betagten Menschen würdig zusammen leben. Es ist eine Stätte, wo man füreinander da ist und einander zuhört. Christiane Hörbiger: »Das ist so wichtig, hilft wie nichts anderes gegen Depressionen, und das kann man nur mit Menschen gleicher Generation mit ähnlichen Erfahrungen verwirklichen.«
Sie hält den im tragikomischen Film vorgeführten Entwurf keineswegs für eine Utopie, sondern für einen »Denkanstoß«. Hörbiger und Weis wollen auch vom angeblichen Jugendwahn in der heutigen Gesellschaft und speziell im Fernsehen nicht viel wissen: »Es gibt sicher ein junges Publikum, das nur junge Leute sehen will. Andere sind mit uns älter geworden und freuen sich, dass es uns noch zu sehen gibt.«
Das Drehbuch nach dem Ossowski-Roman schrieb Gabriela Zerhau, die wegen einer Erkrankung nicht Regie führen konnte. Für sie sprang Christine Kabisch ein, die bei ihren Protagonistinnen viel Anerkennung fand. Lob auch für die Kollegen von Christiane Hörbiger: »Eifersüchteleien fanden nicht statt. Dazu hatten wir alle viel zu viel Respekt voreinander.« Und Monika Peitsch, im Film eine anfangs noch kalt geschäftstüchtige Managerin, die dann ihr Herz für die Generationsgenossinnen entdeckt, ergänzt: »Es klingt nach Klischee, aber es war wirklich so, dass wir uns am Set wie unter Freunden fühlten.«

Artikel vom 15.04.2005