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Bielefelder vollbringen
»ein kleines Wunder«

Wunderbares Konzert zugunsten jüdischer Kinder

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Mehr als 100 hingerissene Musikfreunde haben zwei jüdischen Musikern gelauscht, die am Mittwochabend für einen guten Zweck in der Oetkerhalle auftraten. Zum Konzert zugunsten eines Jerusalemer Kinderheims war auch der Gesandte der israelischen Botschaft aus Berlin angereist.

Kein Romantiker kommt an Felix Mendelssohn vorbei, und Heinrich Heine hat Worte gefunden, in die sich diese Musik so wohlig schmiegt, dass Klavier und menschliche Stimme »Auf Flügeln des Gesanges« gemeinsam jubilierend emporsteigen. Der Bielefelder Countertenor Paul Yuval Adam und der Jerusalemer Pianist Naaman Wagner begannen ihren beifallumstürmten Vortrag mit Liedern des empfindsamen Duos.
Anschließend stimmten Adam und Wagner Lieder von Sasha Argov (1914-95) an, darunter das hoffnungsfrohe »Hakol Sahav« (alles ist golden), das als Leitspruch über dem Konzert stand. Zu hören waren ferner Hugo Wolfs gefühlvolle Vertonungen von Goethe-, Mörike- und Eichendorff-Texten, religiöse Stücke von Leonard Bernstein und kindgerechte Lieder von Yoni Rechter (Jahrgang 1951).
Zu dem Konzert hatten die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld, der weltweit sozial aktive Keren Hayesod (Stiftungsfond) sowie Katholiken und Protestanten eingeladen; der Erlös fließt in das Heim »Enosh« (Mensch) für geistig behinderte Kinder. »Wir danken der Stadt für ihre Verbundenheit mit Israel und ihren Einsatz für die Belange ihrer jüdischen Bürger«, sagte Irith Raub-Michelsohn vom Vorstand der Kultusgemeinde.
»Israel ist auf die Solidarität von Freunden angewiesen«, sagte der Botschaftsgesandte Ilan Mor. Der Diplomat würdigte Israel als hochmodernen Staat, in dem Kultur fest zum Alltag gehöre. »Eines Tages wird das Wunder des Friedens wahr, und ein kleines Wunder ereignet sich hier in Bielefeld mit diesem Benefizkonzert.«
Er habe die Oetkerhalle gerne kostenlos zur Verfügung gestellt, sagte Eberhard David. Der Oberbürgermeister erinnerte an die vor 300 Jahren entstandene erste Bielefelder Synagoge, an Licht und Schatten im deutsch-jüdischen Verhältnis. »Hier und heute aber stehen Kinder im Vordergrund, die nicht immer auf der goldenen Seite des Lebens stehen«, sagte David in Anlehnung an das Motto des Abends.
Spenden können auf das Konto der Jüdischen Kultusgemeinde bei der Deutschen Bank, BLZ 480 70 20, KtoNr. 034 707 001, Verwendungszweck »Enosh«. überwiesen werden.

Artikel vom 15.04.2005