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Eigenwillige Schweden
posieren mit smartem Punk

»The Hives« verausgabten sich mit all ihren Hits

Bielefeld (bex). Sie haben den Cocktail-Anzug im Punk hoffähig gemacht. Aber nicht nur rein äußerlich sind »The Hives« die smarteste Band im Garagen-Rock. Das schwedische Quintett ließ sich am Mittwoch von mehr als 2000 Besuchern im vollen Ringlokschuppen feiern.

Kaum eine andere Band hat in den vergangenen Jahren im nicht mehr besonders aufregenden Punk-Genre für so viel Wirbel gesorgt. Dabei sind »The Hives« nichts für Punk-Puristen: Sie beziehen sich ebenso auf 50er Jahre Rock'n'Roll wie auf kitschigen Surf-Gitarren-Sound der 60er, auf Blues und die schrägen, verstörenden Sounds des New Wave - ziemlich smart halt. Das kam nicht bei allen Konzertbesuchern an. Wer durchgängig fette, verzerrte Gitarren-Brachialakkorde plus Prügelschlagzeug erwartet hatte, war hier fehl am Platz.
Absoluter Fokus der »Hives« ist »Howlin« Pelle Almqvist, ein Frontmann wie es ihn seit den besten Zeiten eines Iggy Pop selten gegeben hat. Passend zur Abendgarderobe - inklusive Gamaschen - hat er sich jetzt ein stilvolles Menjou-Bärtchen stehen lassen, eine weitere Perfektionierung der Selbstironie. Denn mit ihrem äußeren Erscheinungsbild als durchgeknallte Tanzkapelle, Künstlernamen wie Chris Dangerous und Dr. Matt Destruction vermitteln die »Hives« mit ihren zur Selbstüberschätzung neigenden Posen den Eindruck einer Schülerband, die sich immer noch freut, dass ihr Konzept tatsächlich so gut ankommt.
Von »Main offender«, »Hate to say I told you so« bis »Walk, idiot, walk« hatten die fünf Schweden denn auch alle Songs im Repertoire, die sie bekannt gemacht haben. In rudimentärem Schuldeutsch moderierte sich Conferencier Almqvist durch den Abend, um immer wieder seine Lieblingsfrage »Bielefeld, bist du ferrrtich?« zu stellen. Nach einer dreiviertel Stunde war Bielefeld dann aber im doppelten Wortsinn »ready«: Die Menge vor der Bühne hatte sich so verausgabt, dass die Luft raus war. Der 45-minütigen Explosion der »Hives« folgte eine halbe Stunde Nachhall - aber selbst das reichte noch für einen klasse Konzertabend.
Im Vorprogramm gab's »D4« aus Neuseeland. Sie sorgten mit konventionellem Punk'n'Roll, »richtigen« Gitarrensoli, »AC/DC«-Riffs und Chuck-Berry-Intros für erstaunlich gute Stimmung, allerdings ohne einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Artikel vom 15.04.2005