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Mietquittung führt zu
acht Kilo Rauschgift

Größter Heroinfund in Garage an Detmolder Straße

Von Jens Heinze
Bielefeld/Herford (WB). Eine einfache Quittung für gezahlte Garagenmiete hat der Kripo einen riesigen Fahndungserfolg beschert: In einem alten VW Passat, versteckt in einer Garage an der Detmolder Straße 135, waren acht Kilo Heroin im Schwarzmarktwert von etwa 400 000 Euro versteckt. Das Rauschgift, beschlagnahmt von Herforder Drogenfahndern, ist die größte Drogenmenge, die die Polizei jemals in Ostwestfalen-Lippe sichergestellt hat.

Mittlerweile befinden sich vier Verdächtige in Untersuchungshaft. Dass sind zum einen der mutmaßliche Großdealer Nenad N. (35), ein gebürtiger Kosovo-Albaner, und sein 33 Jahre alter deutscher Komplize. Beide stammen aus Bielefeld. Zum anderen sitzen zwei Frauen aus Herford (30 und 33 Jahre alt) hinter Gittern. Diese beiden sind der Polizei als Drogenabhängige und Klein-Dealer bekannt. Die 30- und die 33-Jährige sollen Heroin im Auftrag der beiden Bielefelder in der Nachbarstadt Herford verkauft haben.
Dort waren die Ermittler vom Kommissariat 11 der ganzen Bande bei gezielten Kontrollen gegen die Herforder Drogenszene auf die Spur gekommen. Zunächst ging den Fahndern am Mittwoch vergangener Woche die 33-Jährige ins Netz. Bei dieser Frau stellten die Ordnungshüter neben verkaufsfertig abgepackten Herointüten auch einen größeren Betrag an so genanntem Dealgeld sicher.
Nur wenig später dann der zweite Fahndungserfolg: Die Spur von der 33-Jährigen führte die Polizei vor einer Woche zur Wohnung der 30-jährigen Komplizin. Bei der Durchsuchung der Räume stießen die Ermittler erneut auf Rauschgift und Bargeld. Nach der Festnahme der Frauen machte die 30-Jährige dann offenbar »reinen Tisch« und gestand der Kripo, dass sie regelmäßig Heroin aus den Beständen der beiden Bielefelder Großdealer bezogen hatte.
Diese zwei Kriminellen wurden vergangenen Freitag kurz vor 16 Uhr am Rande der Herforder Innenstadt gestellt, wie der Herforder Polizeisprecher Wolfgang Seifried bestätigte. Als Nenad N. und sein Begleiter sich auf offener Straße in einem Wohngebiet mit der 33-Jährigen zur Drogenübergabe treffen wollten, griffen die Zivilfahnder zu. Im Pkw des Bielefelder Duos entdeckte die Kripo eine größere Menge Heroin.
Zum eigentlichen Durchbruch, der Sicherstellung der acht Kilo Heroin in der Bielefelder Garage an der Detmolder Straße 135, kam es dann am vergangenen Montag. Beim Kosovo-Albaner Nenad N. fanden die Ermittler vom Kommissariat 11 unter anderem die Mietquittung für den Pkw-Unterstand - der 35-Jährige hatte die 35-Euro-Raten für die bereits im Oktober 2003 auf den Namen seines Vaters angemietete Garage jeden Monat bar bezahlt und sich die Geldübergabe jedes Mal ordentlich bestätigen lassen.
Geparkt in der Garage war ein abgemeldeter schwarzer alter VW Passat-Kombi. Im Inneren des Autos lagen zwei Rucksäcke, eine Sporttasche und ein großer Plastiksack. Als sich die zwei in Bielefeld ermittelnden Herforder Drogenfahnder für den Inhalt interessierten, staunten sie nicht schlecht - insgesamt acht Kilo reines Heroin, vermutlich geschmuggelt aus den Niederlanden, waren in die Rucksäcke, die Tasche und den Plastiksack gestopft worden.
»Diese Menge hätte ausgereicht, um 40 000 Junkies auf einen Schlag mit Drogen zu versorgen«, erklärte gestern Polizeisprecher Wolfgang Seifried. Angesichts der gewaltigen Menge gehe man davon aus, dass der »Stoff« nicht nur für die Herforder Rauschgiftszene, sondern für ganz Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus bestimmt gewesen sei.
Die Bielefelder Großdealer, Nenad N. und sein 33-jähriger Komplize, hüllen sich seit ihrer Verhaftung in Schweigen. Polizeisprecher Seifried: »Zu den Ermittlungen hat das Duo bislang nichts Wesentliches beigetragen.«
Rätselhaft bleibt zur Zeit noch die Rolle eines weiteren Kosovo-Albaners aus Bielefeld. Skender C. (28) ist der Besitzer des alten schwarzen VW, in dem die Drogen versteckt worden waren. Der Mann, ehemals Mieter im Haus Detmolder Straße 135, ist mit seiner gleichaltrigen Frau und den Kindern seit Anfang April auf der Flucht, ließ seine vom Sozialamt Bielefeld bezahlte Wohnung vermüllt und zerstört zurück.
Ob Skender C., der sich mit der Familie mit unbekanntem Ziel abgesetzt hat, von den Rauschgiftgeschäften seines Landsmannes Nenad N. wusste, ist nicht bekannt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand, erklärte gestern Polizeisprecher Wolfgang Seifried auf Anfrage, sei dieser Albaner zumindest nicht am schwunghaften Heroinhandel beteiligt gewesen.

Artikel vom 14.04.2005