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Schulverweigerer sollen
das Land verlassen

Adenauer will »knallhart durchgreifen«


Von Hubertus Hartmann
Schloß Holte-Stukenbrock / Paderborn (WB). Im Konflikt um die baptistischen Schulverweigerer werden Ton und Gangart schärfer. Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer hat die Verweigerer gestern aufgefordert, das Land zu verlassen, wenn sie sich nicht anpassen wollten.
Nach wie vor halten zwölf Baptistenfamilien aus den Kreisen Paderborn, Höxter und Gütersloh ihre etwa 20 Kinder aus religiösen Gründen vom Schulbesuch fern.
Der Detmolder Regierungspräsident Andreas Wiebe hatte den Eltern schon in der vergangenen Woche vorgeworfen, ihre Kinder als Geiseln zu missbrauchen, um ihre Ideologie durchzusetzen.
Adenauer geht noch weiter. »So etwas kann sich der Rechtsstaat nicht bieten lassen.« Er werde jetzt knallhart durchgreifen, sagte der Landrat gestern dieser Zeitung. »Die kommen tausende Kilometer weit hier her und wollen uns ihren Willen aufzwingen. Die müssen sich in Deutschland anpassen, dazu gehört auch die Schulpflicht. Und wenn sie das nicht wollen, sollen sie in ihre Heimat zurück gehen. Fundamentalisten haben hier nichts zu suchen.«
Ein vom Amtsgericht Gütersloh zu je sechs Tagen Erzwingungshaft verurteiltes Elternpaar ist zum Haftantritt nicht erschienen. Adenauer hat deshalb die Polizei angewiesen, den Vater und die Mutter festzunehmen und in die Justizvollzugsanstalt einzuliefern. »Nacheinander«, betont Adenauer, »damit sich jeweils ein Elternteil um die Kinder kümmern kann«.
In Paderborn hat indes gestern ein Elternpaar seinen Widerspruch gegen einen Bußgeldbescheid wenige Stunden vor einem Gerichtstermin zurückgenommen. Damit sei der Bescheid über 1000 Euro rechtskräftig, erklärte Kreissprecherin Michaela Pitz. Die Betroffenen hätten auch ihre Zahlungsbereitschaft erklärt. Ein weiteres Verfahren war unlängst ebenfalls rechtskräftig geworden. Damit sind im Kreis Paderborn noch sieben Verfahren anhängig. Ein Fall aus dem Kreis Höxter befindet sich in der Berufungsinstanz beim Oberlandesgericht Hamm.

Artikel vom 14.04.2005