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Trockeneis-Reinigung löst Patentstreit aus

Venjacob nutzt Technologie bereits und setzt auf China

Von Bernhard Hertlein
Rheda-Wiedenbrück (WB). Venjakob, auf Lackieranlagen und Fördertechnik spezialisiertes Familienunternehmen in Rheda, reinigt mit Trockeneis. Nach Angaben von Christian Nüßer (29), Vorstandsassistent und Enkel des Firmengründers Heinrich Venjakob, basiert die neue Technologie auf einem auf minus 78,5 Grad gekühlten Gemisch aus Druckluft und Kohlendioxid.

Treffen die Schneepartikel auf eine Oberfläche, erzeugen sie an Ort und Stelle einen »thermischen Schock«. Die Schmutzpartikel verspröden, verlieren ihre Elastizität und können so vom Reinigungsstrahl leicht abgelöst und weggeführt werden.
Um diese Technologie tobt dem Vernehmen nach ein heftiger Patentstreit, an dem unter anderem die Esslinger Advance Clean Production (ACP) und die Gütersloher TCG Norte, eine Nachfolgefirma des früheren Holzbearbeitungsmaschinen-Herstellers IMA Norte mit heute 60 Mitarbeitern und 18 Millionen Euro Umsatz, beteiligt sind.
TCG Norte hat sich eigentlich auf den Bau von CNC-Bearbeitungszentren spezialisiert, fertigt aber nun auch unter dem Namen »Ice Master« Pistolen für 130 bis 140 Grad kalte Luft-/Kohlendioxid-Gemische, mit denen Industriebetriebe beispielsweise Bleche und Kunststoffe rückstandsfrei von Ölen und fetthaltigen Stoffen reinigen können.
Venjakob erwarb die Technologie nach eigenen Angaben von einem dritten Anbieter, dessen Namen Nüßer jedoch nicht nennen möchte. Die Rhedaer reinigen damit für den Einsatz in der Automobilindustrie vorgesehene Kunststoffteile, bevor diese in die Lackierung gehen. Lackieranlagen, ursprünglich für den Einsatz in der Möbelindustrie entwickelt, sind das eigentliche Kerngeschäftsfeld von Venjakob. Mit ihnen erzielt das Unternehmen 80 Prozent seines Umsatzes von 19 Millionen Euro.
Kunden sind heute neben der Möbelindustrie die Automobilbranche (BMW, DaimlerChrysler), Unterhaltungselektronik (Blaupunkt) und Handy-Zulieferer (Balda). Im Lackier-Umfeld entstanden neue, noch schneller arbeitende Trocknungsanlagen, die Venjakob 2005 ebenfalls in Hannover vorstellt. Aus der Notwendigkeit, Reinigung, Lackierung und Trocknung zu verbinden, bildete sich das Geschäftsfeld Fördertechnik. Als eigenständiger Bereich liefert er jedoch heute auch Sonderanlagen etwa für MAN zum innerbetrieblichen Transport von Lkw-Führerhäusern.
Das Familienunternehmen, 1963 gegründet, wird heute von Heinrich Venjakobs Tochter Elisabeth Nüßer und deren Mann Otto Nüßer geführt. Mit Christian Nüßer engagiert sich die dritte Generation seit drei Jahren ebenfalls im Management. Der Betrieb beschäftigt 160 Mitarbeiter.
Die allgemeine Investitionskrise von 2003 hat auch bei Venjakob erstmals zu Umsatzrückgängen geführt. Diese wurden jedoch 2004 größtenteils wettgemacht. »In diesem Jahr werden wir noch ordentlich drauflegen«, kündigte Christan Nüßer an.
Dabei setzt er vor allem auf das Ausland. Die Exportquote werde diesmal mit Sicherheit 50 Prozent übersteigen. Neu ist die Eröffnung eines Vertriebsbüros in der südchinesischen Stadt Zhonghsan.
Noch in diesem Jahr werden die Rhedaer an dieser Stelle zusätzlich ein Vorführzentrum eröffnen. »Eine eigene Produktion in China ist aber derzeit noch kein Thema«, erklärte Nüßer.

Artikel vom 14.04.2005