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Brouwer jetzt schlauer

Hermannslauf: Sieger von 2003 geht gelassen ans Werk

Von Hans Peter Tipp
Paderborn (WB). Er kommt mit der Gelassenheit eines ehemaligen Gewinners: Philipp Brouwer (22) vom LC Paderborn, vor zwei Jahren jüngster Sieger des Hermannslaufes und vor zwölf Monaten Zweiter hinter Marcus Biehl (SV Brackwede), muss sich nichts mehr beweisen.

Einen Spitzenplatz beim ostwestfälischen Kultlauf am 24. April zwischen Detmold und Bielefeld hat er aber auch dieses Mal wieder im Visier. Es wäre schließlich unglaubwürdig, wenn der gebürtige Steinfurter von sich behaupten würden, nur als Mitläufer durch den Teuto zu joggen -ĂŠoder um die Natur zu bewundern.
Aber Brouwer, der sein Studium abgebrochen und im Januar beim active-Sportshop in Münster eine Lehre als Einzelhandelskaufmann begonnen hat, ist wieder ein Jahr ruhiger, erfahrener und schlauer geworden. Auch deshalb ist das markante Schachbrettmuster, das bislang seinen Kopf schmückte, einem »normalen« Kurzhaarschnitt gewichen. Jedenfalls nimmt er den Mund nicht mehr so voll: »Ich werde mich bestimmt nicht noch einmal so unter Druck setzen wie im vergangenen Jahr.«
Da war er als Mitfavorit gestartet und wie ein Hermannslauf-Neuling eingegangen. Mehrfach musste er Gehpausen einlegen, konnte Biehl bereits am Ehberg nicht folgen und rettete sich schließlich »halbtot« ins Ziel. »Danach habe ich zwei Monate gebraucht, um mich zu erholen«, begründet Brouwer, warum er sich so schwer getan hat, erneut für den Hermann zu melden.
Seine Konzentration gilt nämlich auch in 2005 in erster Linie Wettkämpfen und Meisterschaften auf der Bahn. Die 1500 Meter, die eigentlich für weitere Bestzeiten ausgeguckt waren, hat er zwar als »zu kurz« verworfen. Doch über 5000 Meter sieht er noch Spielraum. Wie groß er sein wird, hängt auch davon ab, wie sich Lehre und Sport miteinander verbinden lassen. Obwohl der Weg noch etwas diffus ist, das Ziel ist klar: Der höchst talentierte junge Mann, in seinem Jahrgang einer der schnellsten Deutschen, will die 15-Minuten-Marke knacken.
Der Hermannslauf stand deshalb überhaupt nicht auf der Agenda. Eigentlich wollte Brouwer mit zwei Staffelkollegen aus Paderborn am 24. April die DM-Norm über 3x1000 m unterbieten. Das hat er verschoben, auch weil die Eltern von der begeisternden Atmosphäre an der Sparrenburg angetan waren und ihren Sohn gern in Bielefeld einlaufen sehen wollten. »Ich weiß, dass es total unvernünftig von mir ist, beim Hermann zu starten. Denn es ist ja ein Volkslauf, den ich auch noch laufen kann, wenn ich älter bin.«
Aber Brouwer hätte sich nicht überreden lassen, wenn es bei ihm im Frühjahr nicht besonders gut gelaufen wäre. Bei den Halbmarathon-Läufen in Hamm (1:12:34 Std.) und Saerbeck (1:11:04) zeigten sich ungenutzte Reserven, ein 9,5 km-Test in Ungarn vor einer Woche (29:22 Minuten) lief mehr als zufriedenstellend. »Ich bin gut drauf«, stellt Brouwer fest und sieht sich für ein erneutes Duell mit seinem Freund Marcus Biehl gewappnet: »Wer von uns beiden gewinnt, ist egal. Aber einer von uns sollte es schon sein.«

Artikel vom 16.04.2005