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Geiselnehmer in Klinik Eickelborn eingewiesen

Iraner hatte Entführung von Kindern lange geplant

Ennepetal/Dortmund (dpa). Der Geiselnehmer von Ennepetal hatte die Entführung von Schulkindern seit langem geplant.

In der Vernehmung habe der Iraner ausgesagt, er habe schon mehrere Male an Bushaltestellen gestanden, »es dann aber nicht übers Herz gebracht«, sagte Kriminaldirektor Jürgen Kleis gestern in Dortmund. Dabei habe der Geiselnehmer jeweils die beiden Messer und auch die später im Bus gefundenen Schriftstücke bei sich gehabt. Zuletzt sei dies vor einem Monat geschehen. Der nach Ansicht der Staatsanwaltschaft psychisch kranke Mann wurde gestern per Gerichtsbeschluss zur Begutachtung in die Westfälische Klinik Eickelborn (Lippstadt) eingewiesen.
Der 50-Jährige hatte, wie berichtet, am Dienstag drei elfjährige Mädchen und eine 16-jährige Schülerin aus einem Bus gekidnappt und bis zur Befreiung durch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei fünf Stunden lang in seiner Gewalt gehabt. Im Einsatz war auch das SEK Bielefeld. Mit der Geiselnahme wollte er nach eigenen Angaben erzwingen, dass seine Familie aus Iran nach Deutschland kommen kann. Bei der Befreiung wurde die 16-Jährige durch den Täter mit einem Messerstich leicht verletzt. Der Mann habe nach eigenen Angaben nie vorgehabt, ein Kind zu verletzen. Im Fall der 16- Jährigen habe er für einen Moment die Kontrolle über sich verloren.
Die Ermittler werfen dem Mann Nötigung in einem besonders schweren Fall, Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung vor, wie der Ermittlungsrichter am Amtsgericht Schwelm, Arnulf Arentz, erklärte. Das Gericht wies den Mann in eine forensische Klinik ein. Nach Angaben des Hagener Oberstaatsanwalts Wolfgang Rahmer soll im Ermittlungsverfahren ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben werden. Der Iraner sei zuvor bereits mehrfach in psychiatrischer Behandlung gewesen.
In einem im Bus zurück gelassenen Brief habe er den Zuzug seiner Familie aus Iran nach Deutschland gefordert. »Mit der Geiselnahme wollte er erreichen, dass die Behörden seine Briefe übersetzen und er eine faire Gerichtsverhandlung bekommt«, sagte Ermittlungsleiter Kleis.
In einem weiteren 30-seitigen Schriftsatz, den er ebenfalls im Bus hinterließ, habe er sein Asylgesuch verteidigt. Auch habe er darin seine Auseinandersetzung und Unzufriedenheit mit den deutschen Behörden dargelegt. Nach Angaben der Stadt Ennepetal lebt der Mann seit 1997 als Asylbewerber in der Stadt. Seine Duldung als abgelehnter Asylbewerber laufe im Mai aus.

Artikel vom 14.04.2005