16.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dortmund auf der Überholspur

Arminia Bielefelds Gegner: Vor dem guten Ende einer schweren Saison

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). Alle Neune. 3:2 beim Hamburger SV. 2:1 gegen Hertha BSC. 1:0 in Leverkusen. Eine tolle Serie. Drei Dreier gegen starke Konkurrenten, die in der Tabelle der Fußball-Bundesliga immer noch vor Borussia Dortmund stehen.

Am heutigen Samstag wollen die Schwarz-Gelben im Westfalenstadion das Dutzend voll machen. Gegen Arminia Bielefeld. Ein westfälischer Rivale, hinter dem BVB lange rangierte, den sie inzwischen aber abgehängt haben. Arminia klebt seit Wochen auf Platz zwölf, Borussia arbeitete sich auf Rang acht nach vorn.
Nur zur Erinnerung: Als die Vorrunde abgepfiffen wurde, da sah es für die Dortmunder noch ganz, ganz schlimm aus. Finanziell sowieso, aber auch sportlich.
Sie gingen als Nummer 14 in die Winterpause. Und ein paar Ziffern zeigen deutlich auf, welchen großen Sprung sie inzwischen gemacht haben. Damals, am 12. Dezember, betrug der Abstand zur Abstiegszone nur vier Pünktchen, zehn Zähler trennten sie aber von einem Uefa-Cup-Platz.
Und heute? Heute liegt die Differenz zur internationalen Qualifikation bei fünf, der Abstand zum Keller wurde auf 15 ausgebaut. »Unsere Mannschaft hat in einer äußerst schwierigen Saison eine sensationelle Entwicklung genommen«, freut sich Kapitän Christian Wörns.
In der Vorrunde zählten sie zu den Abstiegskandidaten, in der Rückrunde kommen sie auf die drittbeste Zwischenbilanz. Leben mit der Krise, überleben in der Krise: Das hat diese Truppe gelernt. Als das Finanzchaos im Februar immer bedrohlicher wurde, ordnete sich die Elf auf dem Rasen. Diszipliniert. Konzentriert. Engagiert.
Nur einmal ließen sich die Borussen 2005 so richtig vorführen. Beim 0:5 in München gegen die Bayern. Eine Pleite, für die es damals genug Entschuldigungen gab. Denn ein paar Tage vorher waren neue, tiefrote Zahlen auf den Tisch der Schwarz-Gelben gekommen. Die Existenz des Traditionsvereins schien gefährdet.
Inzwischen läuft alles in besseren Bahnen. Das Sanierungskonzept steht - und die Mannschaft marschiert. »Wir sind endlich wieder eine Einheit«, stellt Torwart Roman Weidenfeller fest. Die Dortmunder, die in der jüngeren Vergangenheit mit einer Legionärs-Auswahl antraten, setzen jetzt in erster Linie wieder auf Spieler mit einem deutschen Pass.
Und das passt. Roman Weidenfeller, Christian Wörns, Christoph Metzelder, Sebastian Kehl, dazu die Saison-Entdeckung Florian Kringe und das Comeback des fast schon ausgemusterten Lars Ricken, sie geben heute den Ton und das Tempo bei der Borussia an.
Klar, Stars wie Jan Koller, Tomas Rosicky oder Dede sind natürlich weiter erste Wahl, aber sie spielen nicht mehr die »erste Geige«. Als Koller und Rosicky verletzt ausfielen, konnte das folgenlos kompensiert werden.
Was selbstverständlich am Trainer liegt. Bert van Marwijk, in der Vorrunde schon als »Fehlbesetzung« nicht nur von Großaktionär Florian Homm scharf kritisiert, er ist doch der richtige Mann auf dem richtigen Platz. Mit ruhiger Hand hat der Niederländer in hektischen Zeiten nie die Übersicht verloren. Und immer den Durchblick behalten: Der Tabellenvormarsch im Jahr 2005 spricht nur für ihn.
Das sagen alle. Die Spieler, die Vorstandsherren. Auch die Fans, die ihn in der Vorrunde noch ausgepfiffen haben. Heute wird Bert van Marwijk umjubelt und gefeiert. Wie vor einer Woche beim 1:0-Sieg in Leverkusen. Da musste er nach dem Abpfiff noch einmal in die BVB-Kurve und durfte sich seinen Sonder-Applaus abholen.
Heute, gegen den DSC Arminia Bielefeld, da werden sie ihn auf der Südtribüne vielleicht sogar schon vorher feiern: »Bert van Marwijk, du bist der beste Mann.«

Artikel vom 16.04.2005