23.04.2005
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zum Wagner-Tenor
Lebhafte Erinnerungen hat Kollo noch an sein erstes Vorsingen auf dem Grünen Hügel in Bayreuth 1968 - »ich, der ehemalige Schlagerheini«. Er feierte dort bald Triumphe als Steuermann, Erik, Lohengrin, Stolzing, Parsifal und Siegfried, auch wenn er sich schließlich mit Wolfgang Wagner überwarf.
Kollo schlägt neben selbstbewussten auch selbstkritische Töne an, wenn er zum Beispiel den Regisseur Patrice Chéreau sagen lässt, er »sei sehr begabt, aber auch ein bisschen faul - das ist richtig beobachtet«. Er habe sich Mühe gegeben und auch angestrengt, »aber eine Portion buddhistische Gelassenheit gehört nun mal zum Leben«.
Hart ins Gericht geht Kollo mit dem heutigen Regietheater, in dem er sich übrigens auch selbst versucht hat (in Darmstadt mit »Parsifal«). »Neu muss es sein, neu um jeden Preis, auch um den Preis des Nicht-Verstehens, des Missverstehens«, meint der in Berlin und auf Mallorca lebende Sänger, der sich als »alten Preußen« bezeichnet.
Nicht zuletzt aus Liebe und Verbundenheit zu seiner Vaterstadt ließ sich Kollo 1996 zu dem »Unternehmen Metropol« hinreißen, das schon nach einem dreiviertel Jahr Intendanz wieder zu Ende war. Seitdem ist die ehemalige Operettenbühne am Bahnhof Friedrichstraße geschlossen und dämmert vor sich hin. Man habe ihn in einen Konkurs treiben wollen, klagt er den Berliner Senat an und seufzt über die »Miefigkeit der Berliner Politik - o du arme Hauptstadt«.
René Kollo: »Die Kunst, das Leben und alles andere... Autobiografie«, Henschel Verlag, 24,90 Euro.
Artikel vom 23.04.2005