23.04.2005
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Kunst guten Benehmens
Die äthiopische Revolution hielt ihn in Frankfurt fest - nach Hause zurückzukehren, war bis zum Ende der Militärdiktatur im Jahr 1991 unmöglich. Sein Vater wurde nach dem Sturz des Kaisers erschossen, seine Mutter und die Geschwister wurden mehr als 15 Jahre inhaftiert. Asfa-Wossen Asserate blieb in Deutschland und arbeitete zunächst in der Presseabteilung der Frankfurter Messegesellschaft, bis er im Jahr 1980 zum Chef der Düsseldorfer Messegesellschaft berufen wurde. Seit 1983 ist er als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten in Frankfurt tätig.
In all den Jahren im Exil hat der äthiopische Prinz die deutsche - und auch die europäische - Lebensweise sehr genau beobachtet. Und inzwischen kennt er die Menschen seiner Wahlheimat vielleicht besser als sie sich selbst - zumindest gut genug, um ihnen eine Menge Tipps geben zu können.
»Manieren« heißt sein Buch schlicht. Wer darin einen Leitfaden dafür sucht, mit welchem Besteck er welches Gericht essen soll, wird allerdings enttäuscht. Vielmehr führt Prinz Asfa-Wossen Asserate eher allgemein in die hohe Kunst des guten Benehmens ein - das allerdings in einem netten, leicht zu lesenden Plauderton und auf sehr amüsante Art. Und auf ganz subtile Art unterrichtet er seine Leser dann doch zwischen den Zeilen darüber, was sich gehört - und was nicht (»Zum Understatement gehört, dass etwas da ist, was herunterzuspielen sich lohnt.«).
Zugegeben, manche Kapitel passen nicht mehr wirklich in unsere Zeit. Wer hat schließlich noch Bedienstete, denen gegenüber er sich als nobler Herr erweisen kann? Allerdings versteht es Asfa-Wossen Asserate, die Sehnsucht nach einer Welt zu wecken, in der Stil und Etikette viel mehr zählten als heutzutage. Warum sollten wir also nicht einiges davon in unseren Alltag übernehmen? Es würde ihn sicher lebenswerter machen.
Asfa-Wossen Asserate: »Manieren«, Eichborn Verlag, 22,90 Euro.
Artikel vom 23.04.2005