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Eigentümer müssen nicht investieren

»Energiepass« Thema bei Jahreshauptversammlung von »Haus & Grund« Brackwede

Brackwede (ho). Er ist in aller Munde, löst bei Hausbesitzern und Wohnungsvermietern Sorgen und Ängste aus: der »Energiepass«, der zum Januar nächsten Jahres auch in Deutschland kommt. Dann nämlich wird die EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt.

Kein Eigentümer allerdings kann gezwungen werden, aufgrund des Energiepasses in sein Eigentum zu investieren. Das war das Fazit eines Vortrages von Dipl. Ing. Thomas Weber, unabhängiger Energieberater aus Oberhausen, bei der Jahreshauptversammlung der Eigentümerschutzgemeinschaft »Haus & Grund« Brackwede im Hotel »Vier Taxbäume«.
Obligatorisch wird der Energiepass für alle, die neu bauen. Bei den so genannten Bestandsgebäuden (alle vor 1984 gebauten Häuser gelten als Altbauten) wird noch an einer Richtlinie gearbeitet. Eigennutzer müssen selbst wissen, ob sie sich einen derartigen Ausweis erstellen lassen wollen. Allerdings haben bei einem Mieterwechsel neue Mieter das Recht, über die Energieeffizienz eines Gebäudes Bescheid zu wissen. Weber: »Da sich Nebenkosten immer mehr zur zweiten Miete entwickeln, werden Mieter wissen wollen, was sie dafür zahlen müssen und in welchem Haus sie wohnen«.
Es gehe nicht um das Nutzungsverhalten von Mietern, »dem einen ist es zu warm, dem anderen zu kalt«, sondern ausschließlich um das Gebäude und dessen Technik. Unabhängige Berater könnten aufzeigen, wo Schwachstellen lägen und mit welchen Mitteln man eine bessere Effizienzklasse erreichen könne. »Die Entscheidung, etwas zu tun oder auch nicht, liegt beim Eigentümer«. Zu erwarten sei allerdings, dass Kommunen Grundbesitzabgaben von der Einstufung eines Hauses abhängig machten.
Gebäude würden künftig ähnlich wie beispielsweise Kühlschränke oder andere Haushaltsgeräte in Effizienzklassen A,B,C,D, E oder F eingeteilt. »Je weiter vorn ein Haus liegt, desto besser vermutlich die Vermietbarkeit«. Weber unterstrich, dass unabhängige Berater rechnerisch ermitteln könnten, wie sich eine Einstufung verändern würde, »wenn man etwas tut«. Für die Erstellung der Gutachten gebe es Zuschüsse vom Staat, bei Modernisierungsmaßnahmen könnten Eigentümer zinsverbilligte Kredite der KfW in Anspruch nehmen.
»Es ist eben immer was los rund um die Immobilie«, stellte Vorsitzender Dr. Werner Wehmeier fest, der auf die »Beratungs-Kontinuität auf hohem Niveau« (im Jahre 2004 531 Beratungen) hinwies. »Haus & Grund verstehe sich als Dienstleister, der Eigentümer-Interessen gegenüber Politik, Verwaltung und Lobby-Gruppen vertrete. Er sei froh, dass es in Nordrhein-Westfalen nun wieder einen einheitlichen Landesverband »als Gegenspieler zur Landesregierung gibt«. Brackwedes »Haus & Grund« besteht seit 84 Jahren.

Artikel vom 13.04.2005