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HSG-Prinzip
heißt Hoffnung

Heimsieg über Rheinhausen Pflicht

Bielefeld (WB/jm). Das Restprogramm der abstiegsgefährdeten Mannschaft in der Handball-Regionalliga West (siehe unten) erfordert von jenen, die es mit der HSG Bielefeld halten und ein Happyend herbei sehnen, ein gewisses Gottvertrauen. Weil die Mitbewerber im Tabellenkeller sicher noch den ein oder anderen Punkt holen werden, ist es für die Mannschaft von Heiko Holtmann unerlässlich, auf der Zielgeraden nicht mehr zu stolpern. Noch sechs Zähler zu holen wäre als Minimum halbwegs akzeptabel, sieben wäre besser, acht ratsam.

Es spielt ab sofort keine Rolle mehr, wie der Gegner heißt. Gast OSC Rheinhausen bestreitet mit 175 Kilometern seine längste Anreise in dieser Saison, ist Tabellenfünfter, gewann zuletzt seine Auswärtsspiele in Korschenbroich (21:19) und Wermelskirchen (25:22) - na und? Trainer Heiko Holtmann erwünscht sich ein »rigoroseres Einsteigen« seiner Eleven, verbal wie körperlich. »Wir sind zu lieb«. Bei einer langen Aussprache am Dienstag forderte Linksaußen Michael Bierhake vehement mehr Bälle ein.
»Spaß im Training und Aggressivität aufbauen« - damit versucht der Coach den Boden zu bereiten für ein erfolgreiches Saisonfinale. »Alle wollen. Ich kann den Jungs das Kämpfen nicht abstreiten. Das tun sie wie die Berserker. Aber wir müssen unsere Fehler in den entscheidenden Stresssituationen minimieren. Ihnen die Angst zu nehmen, wenn sie frei zum Torwurf kommen, das kann ich von außen nicht«. Dass die HSG Bielefeld dermaßen in die Bredouille geraten und »das große Zittern« (Holtmann) losgegangen ist, lag weniger an den Gegnern denn an selbst erzeugten Flüchtigkeitsfehlern. »Wie am Sonntag. Wir haben Haan sicher im Griff und geben ihnen durch blöde Aktionen den Rückenwind«.
Es passt ins Bild, dass sie bei der HSG derzeit verbal mehr Punkte sammeln als auf dem Feld. Die Frustration nach dem 26:28 gegen Haan (»Eine enorm verpasste Möglichkeit«) ist neuem Kampfeswillen gewichen. »Keiner steckt den Kopf in den Sand, weder Spieler noch Trainer noch Umfeld. Unsere letzte Chance ist noch nicht vertan«, sagt Heinrich Rödding, der sich in den nächsten Wochen von einer Mitgliederversammlung vom kommissarischen zum »richtigen« Handball-Abteilungsleiter wählen lässt. »Sonntag werden wir in die Hände spucken«. Die Einschränkung folgt prompt: »Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln«.
Beiratssprecher Fritz Kölling bemüht alte Sportlerweisheiten. »Für uns gilt das Prinzip Hoffnung. Im Sport gibt man erst dann auf, wenn man wirklich keine Chance mehr hat«. Obwohl intern natürlich schon ausgiebig diskutiert, werde das Thema Oberliga in der Öffentlichkeit erst dann angefasst, »wenn wir wirklich nicht mehr zu retten sind«.
Wenn das HSG-Maskottchen, der Keiler »Hermann«, in seiner »Grunzecke« im Hallenheft recht haben sollte, dann gute Nacht: Er vermutet einen Gewinnverhinderungsvirus in der Hallenluft...

Artikel vom 16.04.2005