Ennepetal (dpa). Ein bewaffneter Iraner (50) hat gestern in Ennepetal (Sauerland) in einem Linienbus vier Schulkinder im Alter von elf bis 16 Jahren in seine Gewalt gebracht und sich mit ihnen in einem Hauskeller verschanzt. SEK-Beamte befreiten die Mädchen nach fünf Stunden.
Der Täter habe ein Kind mit dem Messer leicht verletzt, berichtete die Polizei am Abend. Alles hätte viel schlimmer kommen können. In dem Haus, in dem sich der Iraner mit den Geiseln verschanzt hatte, stand ein offener Waffenschrank mit geladenen Gewehren und Pistolen, die der Täter aber nicht entdeckt hatte. Die sonst so beschauliche Einfamilienhaussiedlung im Ennepetaler Vorort Voerde war plötzlich im Ausnahmezustand, nachdem der Iraner gegen 13 Uhr vier Schulkinder in seine Gewalt gebracht hatte. Sechs weitere Kinder im Alter von 11 bis 16 Jahren hatten aus dem Linienbus fliehen können, in dem die Geiselnahme begonnen hatte. Fassungslos standen Anwohner, Angehörige und die entkommenen Kinder an der Absperrung, manche lagen sich weinend in den Armen. »Der Mann war ruhig und gelassen, als wenn er das Ganze geplant hätte«, sagte eine Jugendliche, die gerade den Bus verlassen wollte, als der Täter im hinteren Teil ein Messer zog. Die 14-jährige Maren, die dem Iraner entkommen konnte, berichtete, der Mann habe zwei Messer mit etwa 20 Zentimeter langen Klingen gehabt. »Er sagte: Ihr seid meine Geiseln, denn ich habe Probleme mit der deutschen Regierung.« Im Bus hatte der Mann einen Brief hinterlassen, in dem er die Familienzusammenführung forderte. Der Iraner hatte Asylbewerberstatus, der im Mai abgelaufen wäre. »Wir sind hier mit mehreren Geistlichen im Einsatz«, sagte Notfallseelsorger Hans Schmitt. Er hatte mit den entkommenen Kindern aus dem Bus gesprochen. Ein Schüler erzählte, dass sich mehrere Schulkameraden aus der Gewalt des Geiselnehmers befreien konnten, bevor der Mann seine Opfer in das Wohnhaus schieben konnte. Dort hatte gerade die Bewohnerin die Haustür aufgeschlossen, als der Täter die Geiseln ins Haus schob. Die Frau entkam unverletzt. Kurz nach 18 Uhr drangen Beamte einer Spezialeinheit in den Keller ein. Sie überwältigten den Täter und befreiten die vier Schülerinnen. Gegen den Iraner soll heute Haftbefehl erlassen werden.
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