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Umetikettierung ist eine
Straftat, kein Kavaliersdelikt

Bielefelder Fleischerhandwerk geht in die Offensive


Brackwede (oh). »Umetikettierung ist kein Kavaliersdelikt - das ist eine Straftat«. Stefan Kohring, Obermeister der Bielefelder Fleischerinnung, fand bei der Innungsversammlung am Montag im »Brackweder Hof« vor seinen Berufskollegen aus 16 Bielefelder Betrieben mehr als deutliche Worte für den jüngsten Skandal.
Der Obermeister prangerte die Praktiken an, die jüngst in einigen Verbrauchermärkten bei »überfälligem«, abgepacktem Hackfleisch angewendet wurden - zum Schaden der Verbraucher. Gleichzeitig verwahrte sich Kohring aber auch gegenüber Diffamierungen des Bundeskanzlers.
Schröder habe dem Fleischerhandwerk aktuell vorgeworfen, Schwarzarbeiterkolonnen einzusetzen. »Der Bundeskanzler hat etwas verwechselt: Wir brauchen keine Arbeitskolonnen. Offensichtlich hat er den Unterschied zwischen Handwerk und Industrie vergessen«, so Kohring. »Um unser Fleisch zu verkaufen, brauchen wir Handwerksbetriebe keine kriminellen Machenschaften.«
»Wer als Kunde jedoch«, so Kohring weiter, »Fleisch und Wurst zu Preisen kauft, die billiger sind als Tierfutter, sollte nicht erwarten, dass er höchste Qualität erhält.« Gleichwohl sorge man sich nach dem jüngsten Skandal der umetikettierten, verpackten Fleischwaren, der die Verbraucher nach BSE erneut verunsichere. Fleischermeister Siegfried Damisch: »Der Verbraucher wird dadurch abgeschreckt, das Produkt Fleisch gerät in Verruf.«
Und auch Fleischermeister Norbert Münch ist erbost, dass das Haltbarkeitsdatum für verpacktes Hackfleisch im Verbrauchermarkt sechs! Tage beträgt. »Bisher hat mir noch niemand erklären können, warum wir als Fleischereihandwerksbetriebe jedoch nach der Hackfleischverordnung nur tagesfrisches Hackfleisch verkaufen dürfen, für die Verbrauchermärkte offensichtlich andere Regeln gelten.«

Artikel vom 13.04.2005